Sprockhövel. Der Förderverein Bergbauhistorischer Stätten hat die Traditionsveranstaltung nach mehr als 60 Jahren Pause jetzt wieder ins Leben gerufen.
Es ist stockdunkel. Nur der Schein der flackernden Laterne spendet etwas Licht. Der Boden ist uneben, die Decke niedrig. In unregelmäßigen Abständen ist ein leises Tropfen zu hören. Die Luft ist dreckig, es riecht nach Erde, nach Holz und nach Gefahr. Hier, Hunderte Meter unter der Erde, verbrachten die Bergleute Tag für Tag viele Stunden. Heute ist das kaum noch vorstellbar, die letzte Zeche in Deutschland wird 2018 stillgelegt.
„Wie die meisten Städte im Ruhrgebiet gibt es in Sprockhövel einen engen Bezug zum Bergbau“, erklärt Uwe Peise vom Förderverein Bergbauhistorischer Stätten. Um daran zu erinnern, hat er den Bergmannstag nach mehr als 60 Jahren wieder ins Leben gerufen. In der Heimatstube Sprockhövel trafen sich am Wochenende Interessierte, um Vorträgen über die Geschichte des Bergbaus zu lauschen oder an Exkursionen zur Zeche Alte Haase und zum Scherenberger Erbstollen teilzunehmen. Auch eine kleine Ausstellung war zu sehen.
In Vergessenheit geraten
„Früher trafen sich die Bergmänner regelmäßig, um sich gegenseitig von den Erlebnissen des Tages zu berichten und ein Bierchen miteinander zu trinken“, weiß der Experte. „Doch die Leute wurden immer älter, die Zechen schlossen. So geriet der Bergmannstag irgendwann in Vergessenheit. Doch das soll sich jetzt ändern.“ Vor allem die junge Generation solle sich wieder mehr dafür interessieren. „Denn wer die Vergangenheit nicht kennt, der kann die Zukunft nicht gestalten.“
Dienstleistung statt Schwerindustrie
In den Kellerräumen der Heimatstube erinnern noch einige Exponate an die Hochzeiten des Bergbaus. Abbauhämmer, Kettensägen, Spitzhacken und alte Erste-Hilfe-Ausrüstungen verdeutlichen, welche körperliche Arbeit die Bergleute leisten mussten. Mitten im Raum hängt eine Uniform. Feste Schuhe, Hemd und Hose sowie ein Helm gehören zur Ausrüstung.
Dirk Scherenberg (49) findet das alles faszinierend. „Ich selber sammle Zubehör aus dem Bergbau, zum Beispiel Grubenlampen oder Fahrmarken“, erzählt er. „Es ist wichtig, die Geschichte der Heimat zu kennen. Zu wissen, wie die Vorfahren gelebt haben.“ Seine Familie betrieb einst den Scherenberger Erbstollen. Nach seiner Stilllegung war der lange unbegehbar, doch der Förderverein hat ihn wieder zum Leben erweckt. „Das freut mich riesig“, gibt Scherenberg zu.
Es gibt nur noch Ehemaligentreffen
Jetzt geht die Bergbau-Ära zu Ende. Der Energieträger hat die Region zu einer Metropole gemacht und über Generationen hinweg Millionen von Bergleuten Arbeit gegeben. Zu Hochzeiten existierten rund 400 Zechen im Ruhrgebiet. Eine von ihnen war die Zeche Alte Haase, doch die ist schon lange nicht mehr in Betrieb. Hier gibt es keine Bergmannsvereine mehr. Nur noch Ehemaligentreffen. Stillstehende Fördertürme sind zu Denkmälern geworden. Dienstleistung statt Schwerindustrie.
Kohleimporte sind problematisch
Peise hält die Abschaffung des Bergbaus für fraglich. „Energie fällt schließlich nicht vom Himmel“, sagt er achselzuckend. „Fossile Brennstoffe sind nicht gut für die Umwelt, aber wir benötigen sie, um Autos zum Fahren zu bringen und Strom zu erzeugen.“ Erneuerbare Energien seien da keine wirkliche Alternative. „Da ist die Technik noch nicht fortgeschritten genug. Die einzige Möglichkeit, die wir haben, ist Kohle zu importieren. Doch das ist problematisch.“ In vielen Ländern seien die Sicherheitsstandards deutlich niedriger als in Deutschland. Die Bergleute setzen sich bei ihrer Arbeit großen Gefahren aus.