Hytorc Technologies, Tochterunternehmen einer amerikanischen Mutter, produziert mit 101 Mitarbeitern Hydraulikpumpen für Industrieschraubenzieher.

Heimwerken ist schon lange ganz groß in Mode. Wer will schon teure Handwerker bezahlen? Da greift man doch lieber selbst zur Ratsche und zieht die Schrauben an. Die Kunst hört allerdings schnell auf, wenn es um mehr als den Kleiderschrank geht, den man zusammenzimmert. Wenn zum Beispiel Schrauben in Windrädern angezogen werden sollen, dann ist die Firma Hytorc Technologies aus Sprockhövel gefragt, die Hydraulikpumpen für industrielle Schraubwerkzeuge herstellt. Ein weltweit agierendes Unternehmen, das mittlerweile eine amerikanische Muttergesellschaft hat.

„Der Kunde nutzt das Werkzeug und wir liefern die Energie“, sagt Thomas Heitmann, Geschäftsführer des deutschen Unternehmens seit 2015. Wenn der Chef durch die Werkstätten geht, hat er einen wachen Blick auf die Produktion. Denn er ist selbst Maschinenbauingenieur. 101 Mitarbeiter hat er zurzeit und 15, die zur Seite stehen, wenn viel Arbeit anfällt. Da die Auftragsbücher aber ständig gefüllt sind, überlegt er im Augenblick, ob die 15 Kräfte nicht doch lieber festangestellt werden sollten.

„Wir haben hier ein gutes Team“, sagt er. In der Führungscrew gibt es sehr viele Frauen. Die Zusammenarbeit zwischen dem amerikanischen Mutterkonzern und der deutschen Tochter klappt hervorragend, auch wenn man aus deutscher Sicht manchmal andere Entscheidungen treffen würde. Da hat Thomas Heitmann aber mittlerweile die nötige Gelassenheit und Erfahrung und lässt die Söhne des vor Jahrzehnten nach Amerika ausgewanderten deutschen Gründers Junkers auf ihre Weise agieren. „Sie sind Mitte 30 und bringen den nötigen Schwung der jungen Generation ins Geschäft. Natürlich ist Kreativität gefragt, aber bei uns ersetzen nicht Computer die Menschen. Gerade deshalb hat sich die Personalstärke in drei Jahren verdreifacht“, sagt er. Auf der Entwicklerseite sind in Sprockhövel Elektrotechniker und Maschinenbauingenieure gefragt – sowohl bei der Hardware als auch im Softwarebereich.

Wie bei der Firma Wicke, über die die WAZ berichtete, hat auch Thomas Heitmann keine Angst vor Firmen, die die Produkte von Hytorc Technologies kopieren. „Auf der Hannovermesse 2015 haben wir mechanische Aggregate gesehen, die von uns entwickelt wurden. Die mechanischen Komponenten zu kopieren, ist relativ einfach. Aber die Programmierung nachzumachen, ist sehr komplex. Das braucht viele Mannjahre, wie wir sagen, bis man auf dem Stand der Erfinder ist. In der Regel schafft es die Konkurrenz aber nie.“

Kreative Generation Smartphone

Was Frauen bei Hytorc betrifft, vertritt der 56-jährige Chef eine bis heute eher seltene Ansicht. „Wir haben viele kompetente und intelligente Frauen in unserer Führung. Der Kreis ist bunt gemischt, das bringt Kreativität. Unsere Finanzchefin habe ich zum Beispiel beim Kite-Surfen kennengelernt.“ Netzwerken ist für Heitmann ausgesprochen wichtig. „Nur so findet man die richtigen Leute für den eigenen Betrieb.“ Entwickelt wird das, was der Kunde haben möchte, also nie am Markt vorbei. Mehrmals im Jahr trifft man sich zu regionalen und weltweiten Sales-Meetings – in diesem Jahr findet das europäische Sales-Meeting in Sprockhövel statt, wo rund 50 Personen zusammenkommen. „Im Grunde braucht uns jeder, der mit größeren Schrauben zu tun hat“, sagt Geschäftsführer Heitmann stolz.

Was ihm wichtig ist – und das ist vielleicht eher deutsch – ist ein vernünftiger Umgang mit Kunden und Mitarbeitern. Den rauen, zum Teil rüden Ton, der in der freien Weltwirtschaft herrscht, schätzt er nicht. Heitmann: „Wir versuchen immer, fünf Jahre weiter zu sein, als die Konkurrenz. Die Generation Smartphone treibt uns zu Dingen, die wir heute so nicht machen würden.“ Man müsse, um weiter zu sein als die anderen, zum Teil auch Geld investieren, zunächst ohne Geld zu verdienen. „Auf diese Weise kann man mit innovativen Produkten Bedarf generieren.“

Heitmann wagt einen Blick in die Zukunft. Der EU-Markt sei ausgesprochen innovativ, habe Regeln aufgestellt, sei hochkomplex und mit seinem guten Bildungsniveau sehr wettbewerbsfähig. „Unser Traditionsgeschäft mit mechanischen Produkten wird bleiben, aber es wird mehr Hightech geben und der Anspruch wird wachsen.“ In China gebe es zum Beispiel Nachfragen nach Pumpen, sogar auch nach solchen, die alle Arbeitsschritte automatisch dokumentieren. Das sei den Chinesen mittlerweile wichtig, weil sie intensive Geschäfte in Afrika betreiben, sie wollen exportieren. „Das geht auch da nicht mehr mit einem Zettel, auf den irgendetwas aufgeschrieben wurde“, erklärt Thomas Heitmann. Da gehe es um Garantien und Versicherungen. Daher seien solche Aufzeichnungen von großer Bedeutung.