Stephan Lauer und Partner kauften vor gut einem Jahr das Kunststoffwerk Bossel. Hier kommt Farbe auf die Verpackung für Lebensmittel und Toilettenpapier.

Toilettenpapier und Schoko-Konfekt, frische Kräuter, Brot und Plätzchen – große und auch kleine Tüten, eckige und spitze Tüten, glatt und perforiert - ummantelt und verpackt ist mittlerweile fast alles. In Plastik. Selbst bei Bio-Lebensmitteln im Supermarkt geht’s nicht ohne. Wann immer man im deutschsprachigen Raum solche Produkte in der Hand hält – häufig ist es „Made in Sprockhövel.“

Firma KWB. Einen ganz spannenden Berufsweg hat Stephan Lauer hinter sich, bevor er mit seinem Geschäftspartner Alexander Wagner vor einem guten Jahr die Traditionsfirma kaufte. Studiert hat er Informatik und Mathematik, hat schon in jungen Jahren (29) das Telefonnetz in Kolumbien aufgebaut, war – da war er junge 34 Jahre alt – für acht Jahre bei Infratest Geschäftsführer. Erlebte, wie die Firma immer wieder verkauft wurde und lernte nicht zuletzt, was läuft und was nicht läuft. „Ich habe dort Strukturen mit aufgebaut und viel Erfahrung sammeln können“, sagt der 54-Jährige.

Nach Jahren der Arbeit im Ausland, vielseitigem Spracherwerb und Festanstellung bei unterschiedlichen Firmen, sattelte er noch ein Studium der Betriebswirtschaft drauf. Dann war es Zeit für ihn, eine Firma zu kaufen. Mit Alexander Wagner, den er nach Jahren zufällig wiedertraf – und mit dem die Chemie stimmte – kaufte er vor gut einem Jahr die Sprockhöveler Firma, weil sich die Enkel des Firmengründers beruflich anders orientieren wollten.

Unbedruckt und gerollt kommen die Folien in Sprockhövel an und werden dann für die Kunden bedruckt und auf Maß geschnitten, manchmal gestanzt, ab und zu unten offen, für Kräuter zum Beispiel. „Ein Standbein sind Brot- und Backwarenfirmen, für die wir arbeiten“, berichtet Lauer. Das zweite Standbein sind größere Tüten, unter anderem für Toilettenpapier, das dritte sind Tüten für Obst und Gemüse. „Alles, was wir produzieren, kann später zu 99 Prozent recycelt werden“, sagt der 54-Jährige. In allen drei Bereichen spielt das Unternehmen deutschlandweit unter den ersten drei Marktführern mit.

„Wahrscheinlich sind wir in einer Sparte sogar die Nummer eins.“ Denn KWB kann mit zehn Farben drucken, was andere zum Teil nicht können, und ist flexibler in den Maßen. „Wir haben einen hervorragenden Maschinenpark.“ Folien und Farben sind ungiftig und zertifiziert, weil sie ja auch für Lebensmittel und den noch strengeren Anforderungen für Bioprodukte standhalten müssen. „Die Folien für Lebensmittel sind mehrschichtig, damit die Farbe, die außen aufgedruckt wird, nicht nach innen dringen kann.“ „Die Firma ist ein Rohdiamant mit einer guten Positionierung“, freut sich Stephan Lauer. „Flexibilität je nach Arbeitsaufträgen haben die Mitarbeiter in den Genen“, sagt er stolz. Oberstes Ziel sei es, für jedes Problem eine schnelle Lösung zu finden: Stellt ein Kunde freitags fest, dass er am Montag ganz dringend Tüten braucht, weil er plötzlich viel mehr Aufträge hat als erwartet, werden Wochenendschichten eingelegt. „Damit hat die Belegschaft nie ein Problem und darauf sind wir stolz.“ Zu den Mitarbeitern haben beide Geschäftsführer ein gutes Verhältnis. „Was gut lief und beibehalten werden sollte, haben wir beibehalten, was verbessert werden konnte, haben wir verbessert“, sagt Lauer.