Sprockhövel. Die Wartehalle ist eine Institution. Betreiber Yüksel Eroglu hat von der Stadt wegen Ruhestörungen die Kündigung bekommen. Er ist verzweifelt.
Im Kiosk am Busbahnhof ist eigentlich immer etwas los. Kinder kaufen sich nach Schulschluss eine Tüte Buntes, Nachbarn lassen sich auf einen Plausch in der Wartehalle nieder, und es gibt Leute wie Eduard Fehrholz, die kommen sogar eigens aus Hattingen angereist. „Nirgendwo ist der Kaffee so gut wie hier!“, strunzt der 77-Jährige. Von 5 bis 21 Uhr täglich ist der Kiosk geöffnet, sonntags von 9 bis 18 Uhr. Morgens vor der Schicht wärmen sich Arbeiter mit einem Heißgetränk hier auf, abends kaufen Anwohner noch schnell die Flasche Bier vor den Spätnachrichten.
Mehrere Verwarnungen erhalten
So könnte der Betreiber Yüksel Eroglu eigentlich zufrieden sein, denn die Kasse stimme, sagt er. Doch Ende März soll Feierabend sein, die Stadt hat Eroglu für den Kiosk den Mietvertrag gekündigt. „Ich bin total verzweifelt, habe schon an den Bürgermeister geschrieben und ohne Erfolg um einen Termin gebeten“, klagt der 39-Jährige. Für ihn gehe es um die Existenz, seit sechs Jahren sei er fast rund um die Uhr damit beschäftigt, das Büdchen am Verkehrsknotenpunkt von Niedersprockhövel gewinnbringend zu betreiben. Was ist geschehen?
Zuständig ist die Zentrale Gebäudebewirtschaftung Sprockhövel (ZGS). Auf Anfrage dieser Zeitung möchte Betriebsleiter Ralph Holtze nichts zum Fall sagen. Eine Rechtsanwältin vertritt die Interessen des Kioskbetreibers – nach Ansicht Eroglus weitgehend erfolglos, so dass er Ersatz sucht.
Eroglu will sich nicht fügen
Amtliche Schreiben der ZGS werfen kein gutes Licht auf die Betriebsführung Eroglus: So liegen nach Darstellung der ZGS zig Beschwerden von Anwohnern vor, die von betrunkenen Personen und entsprechenden Ruhestörungen im Umfeld des Kiosks berichten. Auch habe er die Pflicht zur Reinigung der Wartehalle und des Außenbereichs nicht erfüllt. Mehrere Verwarnungen und Ermahnungen durch die ZGS hat es vor der endgültigen Kündigung gegeben, die nun zum Ende des Quartals gültig wird.
Eroglu will sich noch nicht in sein Schicksal fügen. Hunderte Unterschriften habe er von Unterstützern gesammelt. Doch es gibt auch andere Stimmen: An der Bushaltestelle steht ein Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er sagt: „Die Kündigung ist berechtigt, die vielen Betrunkenen hier sind einfach nicht mehr zu ertragen!“