SPROCKHÖVEL. . Zwei Jahre hat Anja Bötzel-Hirsch die Boutique Harry & Sally betrieben. Angenommen haben sich die Bötzels von den Sprockhöveler nicht gefühlt.
Sprockhövel als Standort hat Anja Bötzel-Hirsch und ihrem Mann Martin Bötzel wenig Glück gebracht. Nach knapp zwei Jahren schließen sie Ende Januar die Boutique „Harry & Sally“ an der Hauptstraße 12 – das kleine Lädchen gegenüber der Zwiebelturmkirche. In Langenberg, wo Inhaberin Bötzel-Hirsch eine weitere Boutique betreibt, wollen sie sich nun vergrößern und sich einen Traum erfüllen: endlich zusammenzuarbeiten. Bisher arbeitet Martin Bötzel im Sprockhöveler Laden, seine Frau, die gebürtige Velberterin ist, in Langenberg.
In ihren Geschäften setzen die beiden auf Mode, die „bezahlbar, chic und am Zahn der Zeit“ ist; alles aus der EU, garantiert keine Kinderarbeit. Dazu gibt es Snacks und auch mal ein Glas Sekt. Die kleine Boutique sei besonders – die Sprockhöveler haben es nur nicht erkannt, so vermutet zumindest Bötzel-Hirsch.
Bei Geiz-ist-geil Mentalität können und wollen sie nicht mithalten
„Die Leute wollen immer alles preiswert und exklusiv“, hat sie beobachtet. Sie kauften aber nicht im Fachhandel. „Fast jedes Geschäft, das keine Klamotten verkauft, hat heute auch Accessoires wie Taschen und Tücher im Sortiment. Dort wird dann Preisdumping betrieben. Bei dieser Geiz-ist-geil Mentalität können und wollen wir nicht mithalten.“
Die meisten ihrer Kunden seien auch keine Sprockhöveler, sondern seien aus ganz Deutschland an die Hauptstraße gekommen. Sie fänden die Mode über soziale Netzwerke wie etwa Facebook und Instagram im Internet und machten sich auf den Weg ins Geschäft, wegen des besonderen Charmes. Diesen Kunden sei egal, ob sie von Rostock oder München statt nach Sprockhövel nach Langenberg fahren müssen.
Der Standort könnte so schön sein
Eine kleine Träne im Knopfloch hat sie beim Weggang aus Sprockhövel aber dennoch, denn der Standort könnte so schön sein: „Die belebte City ist perfekt“, findet Anja Bötzel-Hirsch. Nur habe sie in der Händlergemeinschaft einfach keinen Fuß fassen können, die Stimmung teils gar „gehässig“ empfunden. In Langenberg habe sie sich mit anderen lokalen Einzelhändlern zusammengetan, vernetzt, man empfehle einander. Dieses Miteinander vermisst Bötzel in Sprockhövel. Für den Ort wünscht sie sich: „Es gibt hier so viele Möglichkeiten. Die Menschen müssen die tollen Angebote nur wahrnehmen.“
Mentalitätsunterschied zwischen dem Westfälischen und Rheinischen
Privat wohne sie sehr gerne in Sprockhövel, nur beruflich habe es eben nicht gepasst. „Vielleicht ist der Mentalitätsunterschied zwischen dem Westfälischen und Rheinischen auch einfach zu groß“, vermutet sie augenzwinkernd und freut sich, dass sie ihre Mitarbeiterin aus Sprockhövel im Langenberger Laden weiterbeschäftigen können wird.