Ulrich Pätzold-Jäger engagiert sich für ein Sozialprojekt in Ruanda. Er will damit das Leben für 45 elternlose Jungen verbessern.
Spricht man von Ruanda, denkt man noch immer an den brutalen Völkermord in einem der kleinsten und ärmsten Länder Afrikas. 1994 brachte die Bevölkerungsgruppe der Hutu 75 Prozent der Tutsi-Minderheit um. Es starben fast eine Million Menschen. „Heute merkt man von Konflikten im Land der tausend Hügel überhaupt nichts mehr“, erklärt Ulrich Pätzold-Jäger, der im November das Land besuchte. Sein Anliegen: Mit vereinten Kräften Spenden sammeln, um Waisenkindern eine Küche und einen Speisesaal zu bauen.
Begeistert, beeindruckt und ein wenig verliebt in das Land schildert der Mittsechziger aus Niedersprockhövel, der ständig für unterschiedliche Projekte Hilfe organisiert, seine Reise in das Hochplateau unterhalb des Äquators. „Wir mussten nie Angst haben, sind nie bedroht, immer mit Respekt behandelt worden. Es war weder körperlich noch sprachlich irgendeine Aggressivität vorhanden.“ Er ist immer noch überrascht von dem Unterschied zwischen den besorgniserregenden Bildern, die man im Kopf hat, bevor man das Land bereist und den tatsächlichen Gegebenheiten.
Offiziell ist die Staatsform ein Präsidialsystem, unter anderem sind aus kolonialer Herrschaft die Amtssprachen Englisch und Französisch geblieben. „Das macht es so einfach, mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Sie können sich jederzeit in direktem Kontakt unterhalten“, schwärmt Pätzold-Jäger, der in jedem Satz Wissen über das Land vermittelt. „Die Staatssprache ist Kinyarwanda, die Hauptstadt Kigali.“
In einer Höhe zwischen 1300 und 1500 Metern liegt das kleine Land, das keinen Zugang zum Meer hat und auch mit Bodenschätzen nicht gesegnet ist. „Daher ist Ruanda nur zu 40 Prozent in der Lage, sich selbst zu ernähren. Alles andere muss mühsam und kostspielig von außen in das kleine Land eingeführt werden.“
Durch einen Freund, der in Ruanda für das Auswärtige Amt arbeitet, bekam der 65-Jährige Kontakt zu dem Land, lernte im vergangenen November auch persönlich die Probleme kennen, mit denen die Bevölkerung zu tun hat. Er brachte Bilder von der Küche eines Waisenhauses mit, die man als Küche wirklich nicht erkennen kann. Man sieht eine Baracke mit großen Blechkübeln, in denen das Essen zubereitet wird.
20 000 Euro werden benötigt
Diesen Zustand möchte der Sprockhöveler ändern und zusammen mit anderen Hilfswilligen ein Stück Lebensverbesserung für die Kinder schaffen. 45 Jungen wohnen in dem Heim, werden da von ihrem Schicksal als Waisen- oder Straßenkinder aufgefangen. „Ein neues Gebäude mit Küche und Speisesaal kostet insgesamt 20 000 Euro. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass es noch in diesem Jahr errichtet werden kann“, erklärt Ulrich Pätzold-Jäger.
Er schließt sich mit seinem Projekt der Partnerschaft des Bundeslandes Rheinland-Pfalz mit Ruanda an. „Für die Errichtung der Küche ist auch schon Geld vorhanden, 3000 Franken kommen aus der Schweiz, aus Sprockhövel ist noch eine vierstellige Summe aus dem Verkauf des Kochbuchs „Witten tischt auf“ vorhanden. Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht, war schon immer eine Motivation für Pätzold-Jäger. „Ich arbeite so lange an neuen Projekten, bis sie laufen, dann schieb ich andere an“, sagt er strahlend.