Sprockhövel. . Die Besucher der Feier im evangelischen Gemeindezentrum verbinden schwere Schicksale. Durch den Schnee konnte dieses Mal viele nicht kommen.
Wenn Pfarrer Martin Funda zur Gitarre greift und Weihnachtslieder anstimmt, ist die Welt in Ordnung. So viel positiver Ausstrahlung kann sich niemand entziehen. Auch die wenigen Gäste nicht, die am Montag ins Gemeindehaus Bredenscheid-Sprockhövel gekommen sind, um ein Weihnachtsessen und die Vorweihnachtszeit zu genießen.
Zumindest, was das Wetter anging, hatte Martin Funda keinen Pakt mit dem Himmel. Von den erwarteten 50 Personen einschließlich Kindern tröpfelten gerade mal vierzehn ein. Die übrigen steckten im wüsten Schneetreiben fest.
Enttäuschung auf allen Seiten
Busse fuhren nicht mehr. Enttäuschung auf allen Seiten. Koch Tobi Fichtel, der ehrenamtlich die Leckereien gezaubert hatte, war genauso enttäuscht. Dabei duftete es so lecker nach Braten und Spätzle, Rotkohl, Klößen und Tafelspitz. Die wenigen, die die Anreise geschafft hatten – meistens wohnten sie ganz in der Nähe – freuten sich über die hübsch gedeckten Tische, sangen Weihnachtslieder mit und genossen das Essen. „Alle reden von Nordmanntannen, wir haben unseren eigenen Tobi Fichtel“, scherzte Sprockhövels Bürgermeister Ulli Winkelmann und sorgte für Lacher. Die Stadt hatte das Essen zusammen mit der Gemeinde organisiert.
Sie alle, die da waren, haben eher ein kleines Budget zum Leben, so dass so ein Festessen wirklich etwas Besonderes ist. Oft hat es das Leben alles andere als gut mit ihnen gemeint. Eine 56-Jährige, die fast immer alleinerziehend war, wohnt mit ihrem psychisch stark behinderten Sohn zusammen, der Ende zwanzig ist. Er hat absolute Angst vor Menschen, besonders vor Männern. Auch eine jahrelange Therapie brachte ihn nicht weiter. Zu viel hat er in seinen jungen Kindertagen miterlebt.
Schlimme Schicksale der Besucher
„Wir beide können froh sein, dass wir überhaupt noch leben“, sagt die Mutter. Der damalige Freund, von dem sie sich früh getrennt habe, sei weiterhin extrem gefährlich und gewalttätig gewesen, habe sie nicht in Ruhe gelassen. Oft habe sie die Polizei eingeschaltet und gebeten, einzugreifen. „Aber es hieß immer, es sei ja nichts passiert, man könne nichts für uns tun.“ Dann, eines Tages, der Sohn war gerade drei Jahre alt, habe der frühere Freund sie mit dem Messer traktiert und ihr schlimmste Verletzungen beigebracht. Sie sei nur knapp dem Tod entkommen.
In der Folge konnte sie durch gesundheitliche Probleme nicht mehr arbeiten. Mit der Mini-Rente und der Aufstockung kommt sie mit Mühe über die Runden. Ähnlich schlimme Schicksale haben sie alle, die an diesem Tag das Weihnachtsessen genießen und sind dankbar für die schönen Stunden.