Sprockhövel. . Ein Kooperationsvertrag zwischen Wilhelm-Kraft-Schule und Hochschule Bochum regelt Betreuung von Oberstufenschülern vor der Wahl eines Studienganges.

Industrie- und Handwerksbetriebe klagen oft über hohe Abbrecherquoten bei Schulabsolventen, die bei ihnen offenbar ohne ausreichende Kenntnis der Betriebe eine Ausbildung begonnen haben. Ein ähnliches Problem haben auch Hochschulen. „Wir wollen keine Studienabbrecher, sondern glückliche Studenten, die ihre ganze Energie in ihren Hochschulausbildung einbringen können“, sagt Martina Schaminet-Griese von der Hochschule Bochum. Ihr Haus unternimmt mit Schnuppervorlesungen, Infoabenden, Praktika und speziellen Mädchen-Förderungen für Ingenieurstudiengänge einige Anstrengungen, um Schüler von Gymnasien und Gesamtschulen frühzeitig über die Möglichkeiten eines Studiums aufzuklären.

40 Schüler jetzt an der Hochschule

Für das Projekt der Talentscouts kam jetzt der Präsident der Hochschule Bochum eigens in die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule nach Haßlinghausen, um mit der Schulleitung einen Kooperationsvertrag zu unterschreiben. „Wir wollen die Schüler entscheidungsfähig machen, den Weg an die Hochschule zu finden, sich dort zurecht zu finden und erfolgreich ein Studium absolvieren“, sagte Prof. Dr. Jürgen Bock. Im laufenden Semester seien es immerhin 40 Schüler aus der Region, die über das Projekt Talentscout nach Bochum gefunden haben.

Bereits im zweiten Jahr arbeitet Alberto Rodriguez von der Hochschule Bochum als Talentscout an der Haßlinghauser Gesamtschule, um Schüler der Oberstufe bei ihrer Wahl für Studium oder Beruf zu begleiten. „Einmal monatlich biete ich eine Sprechstunde an, die rege von solchen Schülern wahrgenommen wird, die sich völlig ergebnisoffen beraten lassen wollen“, sagt Rodriguez. Anlässlich der Vertragsunterzeichnung stellten sich fünf Schüler vor, die schon länger in Kontakt mit dem Talentscout sind das Hochschulstudium zumindest in die engere Wahl genommen haben. „Die Uni war zuerst gar nicht in meinem Blickfeld“, berichtet Adelina Berisha. Doch als sie dem Talentscout ihre ausgeprägten kommunikativen Fähigkeiten demonstriert hatte, empfahl der das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Steffen Imlau sprach mit Rodriguez über eine berufliche Zukunft bei einer Bank. „Über Umwege in der Beratung kann ich mir heute jedoch vorstellen, zur Bundespolizei zu gehen“, so der 17-Jährige.

Es muss also nicht immer die Uni als Perspektive sein: Jan Müller (19) entstammt einer Bäcker-Dynastie, „und ich möchte auf keinen Fall im Büro arbeiten.“ Mit dem Talentscout schaute er nach dualen Studiengängen, nahm den Bereich Mode ins Visier, um dann doch wieder beim Handwerk zu landen. Karolina Kromm (19) ist nach der Konsultation des Talentscouts Feuer und Flamme für ein Hochschulstudium, „am liebsten an der Ruhr-Universität“, sagt sie. Ganz sicher ist sie sich noch nicht: „Jura würde mich sehr interessieren, Theologie aber auch!“