. Eine neue Informationstafel bezeichnet ihn als „verstecktes Juwel der Industriegeschichte“. Für eine Wiederbelebung müssten viele Hindernisse überwunden werden.

Auf dem Glashüttenplatz in Haßlinghausen ist am Donnerstag während einer Feierstunde eine Informationstafel zur Industriegeschichte dieses Ortes enthüllt worden. Gut 70 Bürger des Sprockhöveler Stadtbezirks waren gekommen, um die Würdigung mitzuerleben. „Hier steckt die verdienstvolle Arbeit vieler Mitbürger drin“, sagte Bürgermeister Ulli Winkelmann und dankte insbesondere der Leiterin des Stadtarchivs, Karin Hockamp, dem Lions Club und dem Heimat- und Geschichtsverein für ihren Einsatz.

„Der Glashüttenplatz – ein verstecktes Juwel der Industriegeschichte“, so steht es über Bildern und Texten zur Historie dieses Platzes. Und es stimmt: So unscheinbar und gleichsam unsichtbar sich der Platz mit seiner Gewerbeansiedlung heute darstellt, im Zeitalter der Industrialisierung im 19. Jahrhundert war hier das wirtschaftliche Kraftzentrum, das eine Entwicklung Haßlinghausens von einer Bauernschaft zu einer kleinen Industriestadt überhaupt erst ermöglichte. „Den Auftakt machte die Haßlinghauser Eisenhütte 1855, ein Jahr später wurde bereits der erste von zwei Hochöfen angeblasen“, so die Archivarin. Die rasch wachsende Wirtschaft änderte das Leben in der Gemeinde, schaffte Arbeitsplätze und zog viele auswärtige Fachleute an. Kalk für die Verhüttung kam aus den Linderhauser Steinbrüchen, allein der hohe und kaum zu stillende Wasserverbrauch bei der Koksproduktion war Ursache dafür, dass die Hütte 1875 schloss.

Eine Neuausrichtung erlebte der Standort dann 1891, als auf dem südlichen Geländeteil der stillgelegten Hütte eine Glas- und Metallwarenfabrik gegründet wurde und die Produktion von Gläsern begann. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging die Glashütte an einen anderen Unternehmer, der sie vergrößerte und nun 127 Arbeiter beschäftigte. Bis zu ihrer Schließung 1964 entwickelte sie sich zum größten Arbeitgeber in Haßlinghausen. „Heute sind es nur noch wenige Relikte, die an die Glashütte erinnern“, sagte Karin Hockamp und wies auf das frühere Maschinenhaus hin, ein paar Rundbogenfenster, weiter hinten auf eine so genannte Futtermauer. Das sei auch der Grund, warum der Glashüttenplatz nicht in den Genuss von Denkmalschutz komme.

Teil des Handlungskonzeptes

Erich Bühren, der am Glashüttenplatz aufgewachsen ist, hat die Erstellung der Informationstafel und die zwölf zusätzlichen Geschichtstafeln, die am heutigen Freitag zwischen 10 und 13 Uhr in der Halle der auf dem Platz ansässigen Firma Masannek betrachtet werden können, intensiv mit persönlichen Erlebnissen bereichert. „Hier auf dem Glashüttenplatz spielte ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens von Haßlinghausen“, berichtete er. Er erinnerte an Maikundgebungen, Kirmes und Zirkusaufführungen und Auftritte der Sängervereinigung.

Für eine Belebung des Platzes müssten viele Hürden beseitigt werden. Zurzeit wird an einem Handlungskonzept für die Mittelstraße gearbeitet (wir berichteten), bei dem der Glashüttenplatz eine Rolle spielt. „Würde hier Verweilqualität geschaffen, hätte das positive Effekte für die gesamte Mittelstraße und die ansässigen Händler“, sagte der grüne Ratsherr Udo Beckmann.