Sprockhövel. Neue Flächen als Baugebiete auszuweisen, ist nicht einfach. Der Regionalverband Ruhr hat ein Wort mitzureden. Grundbesitzer verkaufen nicht.
Jede Menge Beschwerden gibt es über Sprockhövel. Aber ganz anders, als man denkt. Es gibt unglaublich viele Menschen, die so gerne in die Stadt ziehen möchten, nur beim besten Willen keinen passenden Wohnraum finden. Der Druck auf Politik und Stadtverwaltung ist groß. Baudezernent und Kämmerer Volker Hoven kennt das Problem und schildert die Hürden, die für eine schnelle Lösung überwunden werden müssen.
Die Menschen wohnen gerne hier
„Sprockhövel ist sehr gefragt, die Menschen wohnen gerne hier. Es ist eine teure Stadt mit viel Grün, guter Autobahnanbindung und mit knapp 50 Quadratkilometer Fläche für die circa 25 000 Einwohner verhältnismäßig groß.“ Fünf Sportplätze seien mit Kunstrasen ausgestattet, bemerkenswert bei einer Stadt dieser Größenordnung, es gebe Gastronomie, der Zugriff auf Nahversorger sei gut. Es gebe großen Bedarf sowohl an hochwertigem als auch an bezahlbarem Wohnraum. Vergessen dürfe man nicht, so Hoven, den Bedarf an barrierefreien Wohnungen. Es müsse dauerhaft eine gute Mischung her.
Selbst teure Wohnungen und Häuser, die angeboten werden, seien immer sofort wieder weg. „Wir müssen aber auch an die denken, die einen Wohnberechtigungsschein haben und Sozialwohnungen bauen. Das kann für die alte Dame sein, die keine hohe Rente hat, aber genauso für den Studenten, der noch nicht über Einkünfte verfügt. Vor allem die jungen Leute dürfen wir nicht einfach aus der Stadt wegziehen lassen. Die kommen dann nämlich nicht mehr wieder“, zeigt Volker Hoven eine klare Linie auf, die er verfolgt.
Niedrige Zinsen treiben die Preise
Sprockhövel braucht dringend neue Wohngebiete, doch das ist nicht so einfach. Zurzeit sind drei überschaubare Quartiere für neue Wohneinheiten ausgewiesen: Am Riepelsiepen entstehen drei Mehrfamilienhäuser mit 30 Wohneinheiten, Einzel- und Doppelhäuser mit ungefähr 50 Wohneinheiten.
Im Beisenbruch werden ebenfalls drei Mehrfamilienhäuser mit 15, Einzel- und Doppelhäuser mit circa 45 Wohneinheiten gebaut. Und das Baugebiet Süd III umfasst vier bis sechs Mehrfamilienhäuser mit circa 24 bis 36 Wohnungen, Einzel- und Doppelhäuser mit drei Wohnungen. Und dann hört es auch fast schon auf.
Der Baudezernent stellt klar, dass nach Paragraph 107 der Gemeindeordnung NRW die Stadt eben doch die Aufgabe hat, Wohnraum zu bauen. Das sei offenbar vielen nicht klar, die forderten, die Stadt solle sich aus solchen Aktivitäten heraushalten. Aber Stadtentwicklung und -planung sei ein zeitaufwendiges Verfahren. „Man kann von fünf Jahren ausgehen“, sagt Volker Hoven. Das nützt natürlich zurzeit niemandem, der dringend nach Sprockhövel ziehen möchte. „Wir könnten ja auch sofort mit Bebauung loslegen, aber das ist ja Sache der Politik und die ist in der Meinungsfindung und muss erst noch entscheiden.“
Es gibt viele Baulücken
Auf der anderen Seite gebe es eine Menge Baulücken, die ohne große Planerstellung bebaut werden könnten. Hoven: „Da haben wir aber das Problem, dass die Besitzer ihren Grund beharrlich nicht verkaufen wollen.“ Und bei Flächen, die ganz neu als Baugrundstücke ausgewiesen werden sollen, hat der Regionalverband Ruhr (RVR) ein gewichtiges Wort mitzureden. Von der Seite heiße es, Sprockhövel solle erst einmal die vorhandenen Flächen bebauen, aber da stoße man eben wieder auf die geschilderten Probleme.
Eine weitere Schwierigkeit schildert Volker Hoven. Die anhaltend niedrige Zinspolitik zusammen mit der hohen Nachfrage treibe die Preise nach oben. „Wir kümmern uns um die Wohnungswirtschaft. Im nächsten Jahr nehmen wir das Konzept Wohnen in Angriff“, schildert der Baudezernent. „Da lassen wir prüfen, wie viel Bedarf an Wohnraum wirklich vorhanden ist und was wir wo brauchen. Dann haben wir eine Grundlage, auf der wir in Zukunft an dem Thema arbeiten können.“