Sprockhövel. . Direktkandidaten von SPD, CDU und Grünen diskutieren in Sprockhövel mit Bürgernauf Einladung von Evangelischer Kirchengemeinde und WAZ.

Ralf Kapschack, örtlicher Direktkandidat der SPD für den Bundestag, schließt eine Neuauflage der Großen Koalition in der nächsten Legislaturperiode aus. In einer Wahlkampfdiskussion, die von WAZ und Evangelischer Kirchengemeinde Bredenscheid-Sprockhövel gemeinsam im Gemeindehaus am Perthesring veranstaltet wurde, sagte Kapschack, die Gemeinsamkeiten seiner Partei mit CDU und CSU seien am Ende. „Setzten wir das Bündnis fort, würde es die SPD zerreißen“, meinte er.

Auf dem Podium saßen neben dem SPD-Bundestagsabgeordneten auch Ralf Brauksiepe (CDU), MdB und Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, sowie Janosch Dahmen von Bündnis 90/Die Grünen. Der ebenfalls eingeladene Kandidat der Linken, Heinz Dieter Kempka, blieb hingegen der Veranstaltung fern.

Der Diskussionsabend, der dem Kennenlernen von Kandidaten und den rund 80 Interessierten im Publikum dienen sollte und von Pfarrer Martin Funda und der WAZ-Redakteurin Sabine Kruse launig und souverän moderiert wurde, bestand aus zwei Blöcken. In einer kurzen Vorstellungsrunde wurde deutlich, wo die Politiker das Land sehen – Brauksiepe „in hervorragendem Zustand, wirtschaftlich stark, sozial gerecht“, Dahmen inmitten der Herausforderungen „Klimawandel, Stress in der Arbeitswelt, steuerliche Ungerechtigkeiten“ und Kapschack vor der Notwendigkeit, „mehr soziale Gerechtigkeit“ zu verwirklichen. Dabei war es Ralf Brauksiepe, der bei jeder Gelegenheit, die der Abend bot, die solide Verfassung Deutschlands in allen Bereichen betonte und als Verdienst Angela Merkels auswies, während „Noch-Koalitionspartner“ Ralf Kapschack die Notwendigkeit betonte, bei Themen wie Rückkehrrecht ins Erwerbsleben oder der steuerlichen Entlastung unterer und mittlerer Einkommen sozialdemokratisches Profil zu zeigen.

Insgesamt, das wurde später auch im Publikum moniert, gingen die beiden Volksparteienvertreter sehr pfleglich miteinander um. Deutlich angriffslustiger präsentierte sich der Grüne Janosch Dahmen: „Die Arbeitswelt sollten wir hier nicht schönreden, sie ist durch Minijobs und die dauernde Furcht vor Rationalisierung und Arbeitsplatzabbau geprägt – das macht die Menschen krank“, hielt der Mediziner Dahmen CDU und SPD vor.

Der mitunter forschen Moderation war es zu danken, dass sich die Kandidaten nicht immer hinter Parteienpositionen verstecken konnten.

„Was tragen Sie persönlich zur Bewahrung der Schöpfung bei?“, wollte Pfarrer Funda wissen. Kapschack outete sich als überzeugter Bahnfahrer, der zu Hause in Witten mit dem E-Bike radelt und seinen Müll trennt. Auch Brauksiepe gab an, die häuslichen Hinterlassenschaften zu sortieren und keine Lebensmittel zu verschwenden. Der Grünenpolitiker verbringt viel Zeit mit seinen Kindern auf einem Bauernhof, um sie zu einem naturnahen Leben zu erziehen. „Meine Familie hält sich überdies fern von Produkten aus Massentierhaltung.“

Die Stichworte industrielle Fleischproduktion und Landwirtschaft verfolgte die Politiker auch noch in den zweiten Programmblock. Die Zuschauer hatten sich um drei große Tische versammelt, und Brauksiepe, Dahmen und Kapschack nahmen rotierend jeweils eine Viertelstunde Platz, um sich Fragen zu stellen. Auf das Gülle-Problem und Antibiotika bei der Viehhaltung angesprochen, wich Brauksiepe aus, äußerte Respekt vor dem „verantwortungsvollen Beruf der Landwirte“. Massentierhaltung? – „Die wird es so lange geben, wie die Verbraucher nach diesen Produkten verlangen“, so der CDU-Politiker. Zu der Möglichkeit einer so genannten Jamaika-Koalition wollte er sich nicht äußern.

Dahmen forderte am Tisch der Evangelischen Jugend, gesetzgeberischen Druck bei der Einführung von E-Mobilität auszuüben, „da muss man ehrlich und konsequent sein.“ Und wenn die SPD nicht stärkste Partei wird? „Dann nehmen wir unsere Aufgabe als fundierte Oppositionspartei an“, sagte Kapschack. Diese Rolle dürfe man schließlich nicht der AfD überlassen.

Direktkandidaten-Gespräch

1/37