Sprockhövel. . Aus einer Radiomeldung hat der Haßlinghauser Frauenarzt Hans-Werner Cramereinen packenden Kriminalroman mit dem Titel „Spinnenbiss“ konstruiert.
Pünktlich zum Glockenschlag der Kirche blättert Hans-Werner Cramer die erste Seite seines roten Schnellhefters auf. „Spinnenbiss“ steht in großen Lettern auf dem Deckblatt. Es ist der Titel seines neuen, fast noch druckfrischen Romans, ein Kriminalfall, aus dem er auszugsweise im Café Z vorliest. Und darum geht es: An vielen Plätzen tauchen täuschend echt aussehende Spinnen auf. Es wirkt zunächst wie ein Scherz, bis es zum tödlichen Biss kommt. Denn nicht alle Tiere erweisen sich als Attrappe. Die drei Freunde Sabine, Philo und Raster nehmen sich der Sache schließlich an. Ihre Ermittlungen führen sie über illegale Tierverkäufe bis hin zu Menschenhandel, vom Ruhrpott bis nach Afrika. Dabei gerät ihr Leben zunehmend in Gefahr. Sabine, Philo und Raster: Für die Leser von Cramers Romanen sind die drei Protagonisten alte Bekannte. Sie haben bereits in seinem zweiten Buch mit dem Titel „Wer Sünde sät“ einen Gastauftritt. In seinem neuen Roman bekommt das Trio, das gemeinsam in einer Dortmunder WG lebt, mehr Tiefgang.
Auf die Idee zu seiner neue Geschichte, in der immerhin ein kleines Körnchen Wahrheit steckt, sei er vor etwa zwei Jahren gekommen. Sie beruht auf einer Radiomeldung. Damals wurde auf einem Autobahnrastplatz eine Spinne entdeckt, die sich als ungefährliche Nachbildung entpuppte.
Cramer machte aus der Meldung mehr. Viel mehr. Und verpackte alles zwischen zwei Buchdeckel. Die Bücher liegen schon für später bereit, falls sich die Zuhörer gleich mit einer neuen Bettlektüre eindecken wollen, dicht gedrängt in zwei Einkaufskörben. Cramer bleibt bei der Lesung dagegen seinem Hefter treu. Schade eigentlich. Denn manche Autoren spicken ihre Romane mit unzähligen Klebezetteln, um schnell die passenden Stellen zu finden. Das hat irgendwie mehr Charme.
Doch zählen bei einem Buch wohl eher die inneren Werte. Und Cramers Geschichte scheint seine Zuhörer zu überzeugen. Für einen Autor, verrät er, sei eine solche Lesung auch immer etwas ganz Besonderes. Kommt bei seinen Lesern alles so an, wie er es sich beim Schreiben vorgestellt hat? „Das ist immer spannend“, sagt er, obwohl es beileibe nicht seine erste Lesung ist. Unter den Gästen, die so ziemlich jeden Platz im Café füllen, sind auch Marlies Wilms und Andreas Schwohnke. Sie sind vielleicht nicht die neutralsten Zuhörer. „Wir kennen den Autor persönlich“, erzählen sie. „Doch hätten wir seine Romane auch gelesen, wenn es nicht so wäre.“ Bei Tanja Freund sieht es schon anders aus: „Ich habe bisher noch nichts von ihm gelesen.“ Doch was sie heute hört, gefalle ihr. „Und ich werde wohl mit dem allerersten seiner Romane anfangen.“
Obwohl das Schreiben Cramers Leidenschaft ist, genau wie das Reisen, ist er hauptberuflich kein Autor. Im „wahren Leben“ verdingt er sich als Frauenarzt in Haßlinghausen. Dass er mit dem Schreiben kein Geld verdienen müsse, nehme den Druck.