Sprockhövel. Um auch den erwachsenen Sängern der Schittek-Chöre ein Forum zu bieten, wurde um die Jahrtausendwende Canzonas gegründet.
Gute Chorsänger können auch deutlich jünger sein als das fast übliche Dreivierteljahrhundert; das zeigt der gemischte Chor Canzonas. 1999 gegründet ist diese Formation der durchschnittlich 50-jährigen Sängerinnen und Sänger ein frischer Trieb aus den legendär zu nennenden Choraktivitäten von Frauke Schittek. „Die Chorlandschaft in Sprockhövel verdankt ihr sehr viel“, betont Daniela Franz, die bei Canzonas die Geschäfte führt.
Anfang 1996 gründete Frauke Schittek, von Beruf Erzieherin und Sozialpädagogin mit Dirigier- und Chorführungs-Zertifikat der Landesmusikakademie Heek-Nienburg, den NRW-weit größten Kinder- und Jugendchor „Da Capo und Funny-Singers“. Doch auch kleine Sänger werden irgendwann erwachsen, und so entstand zum Ende des Jahrtausends der Chor Canzonas. Anfangs waren es 30 Sänger, die sich bei Canzonas und unter der Leitung von Schittek zusammenfanden. „Von denen sind heute noch elf dabei, aktuell umfasst der Chor 23 Mitglieder, darunter vier Männer“, berichtet Daniela Franz. Die kommen mehrheitlich aus Sprockhövel, vier aus Hattingen, drei aus Wuppertal, je ein Sänger aus Schwelm und Gevelsberg. Geprobt wird immer dienstags am Abend von 20 bis 21.45 Uhr in der Aula der Mathilde-Anneke-Schule – außer in den Schulferien.
Weihnacht in der Zwiebelturmkirche
Ein Großteil der Canzonas-Mitglieder entstammt den besonders geburtenstarken 1960-er-Jahrgängen. „Dieser Umstand hat Auswirkungen auf unser Repertoire“, sagt Daniela Franz. So haben englischsprachige Lieder und Stücke ein gewisses Übergewicht: California Dreaming, A Candle of Peace, Time Warp – heftiger Applaus ist Canzonas bei solchem Vortrag stets sicher, zumal es für viele dieser Lieder eine Choreografie und auch Kostüme gibt, die den Ausdruck von Gesang und Musik noch verstärken.
„Da unser Publikum jedoch überwiegend deutsch ist, haben wir über die Jahre auch immer mehr einheimische Lieder ins Repertoire aufgenommen“, erläutert Daniela Franz.
Und da ist viel Augenzwinkern dabei: Gassenhauer wie „Ohne Krimi geht die Mimi nie zu Bett“, „Wochenend’ und Sonnenschein“, aber auch Erfolge der Neuen Deutschen Welle wie Nenas „99 Luftballons“ singen die Sprockhöveler und sind damit sehr erfolgreich.
„Früher hatten wir den Ehrgeiz, zu einem Großteil unserer Lieder verkleidet und in Bewegung zu sein“, so Franz. Aber der Aufwand sei zu groß geworden. Alle Lieder, das ist jedoch der unverrückbare Anspruch, werden auswendig vorgetragen. Sage und schreibe 600 Songs haben die Sänger drauf.
Da die meisten Choristen noch jüngere Kinder haben, wird neben dem Probe- und Konzertbetrieb wenig Zeit miteinander verbracht. „Jeden ersten Freitag im Monate gibt es aber den Stimmtisch, wechselnd bei einem Mitglied. Da kommen immer rund 15 Chormitglieder zusammen und wir trinken Rotkäppchen-Sekt.“ Zurzeit wird für das Stadtfest im September geprobt, dann folgt ein Auftritt beim Kulturtag am 18. November. Für das Weihnachtskonzert am 1. Dezember mietet Canzonas die Zwiebelturmkirche. Auch auf dem Programm: „Tochter Zion“ und „O du fröhliche“. Und zwar ohne Sonnenbrille und Perücke.