. Ann-Katrin Hinz eröffnet zum 1. September ihre Zahnarztpraxis in Herzkamp. Für die 30-Jährige ist es die ersehnte Rückkehr in die Heimat.
Nach zweieinhalb Jahren Stillstand kehrt Leben zurück in die „Alte Post“ in Herzkamp. Wo über viele Generationen Bier und Schnaps getrunken, Skat gekloppt und bürgerlich zu Mittag gegessen wurde, zieht jetzt ein Gesundheitsbetrieb ein: Im Herbst eröffnet Ann-Katrin Hinz hier eine Zahnarztpraxis.
Dieser Tage reicht jedoch die Vorstellungskraft noch nicht aus für helle, lichtdurchflutete Wartezimmer, Behandlungsräume, Empfangsbereich, Prophylaxe, Röntgen, Labor, Sozialraum und Sanitärbereich. Zwar sind die Einrichtungsgegenstände urdeutscher Gemütlichkeit schon längst entfernt worden. Eine im Arztpraxenbau versierte Baufirma hat neue Wände gezogen, aber der Innenausbau ist noch nicht gestartet. „Ich bin nach Möglichkeit regelmäßig hier, um den Fortschritt zu begleiten“, sagt Ann-Katrin Hinz.
Für die hochgewachsene Dentistin ist die Existenzgründung auf knapp 180 Quadratmetern in der „Alten Post“ gleichsam ein Heimspiel: Aufgewachsen ist sie in Oberstüter, in Herzkamp war sie im Kindergarten und besuchte die Grundschule. Das Zahnmedizinstudium absolvierte Hinz bis 2011 in Aachen, hier und zuletzt in Hattingen arbeitete sie danach als Angestellte in Zahnarztpraxen. „Ich habe aber in jeder Phase meines Lebens das Bestreben gehabt, wieder nach Hause zurückzukehren“, sagt sie. Beim Gespräch mit der Zeitung draußen vor der künftigen „Zahnarztpraxis Zur Alten Post“ fahren immer wieder Herzkamper Bekannte vorbei, die ihr freundlich winken. „Man kennt sich hier, es ist schon ein Vorteil, auch hier zu wohnen“, murmelt sie mit einem grundzufriedenen Unterton.
Ann-Katrin Hinz ist auf einem landwirtschaftlichen Hof groß geworden – wie entsteht da der Wunsch, Zahnärztin zu werden? „Der Handwerkerberuf hat bei uns Tradition“, sagt sie. „Nur dass mein Vater mit großen Schraubschlüsseln hantiert hat – und ich jetzt mit den ganz kleinen.“
Mit einem Berg Schulden, aber einem schlüssigen Konzept will sie zusammen mit einem Team unterschiedlich alter Mitarbeiter am 1. September in der rund 300 Jahre alten Immobilie an der Elberfelder Straße 139 starten. „Ich verstehe meinen Beruf ganzheitlich, strebe nach Mundgesundheit von klein bis ins hohe Alter.“ Hinz will Hausbesuche machen, Schwangere mit Blick auf die Zahngesundheit der Ungeborenen beraten und eine Vernetzung mit anderen Ärzten: „Ich kann Patienten besser behandeln, wenn die Möglichkeit des Austauschs mit deren Hausärzten oder Fachärzten besteht“, ist sie überzeugt.
Bis zum Herbst will sie mit ihrem Team Fortbildungen besuchen, Erkenntnisse aus dem Qualitätsmanagement nutzen. Und wenn am 1. September kein Patient vor der Tür steht? „Das wird nicht passieren, ich informiere systematisch über soziale Medien und nutze natürlich die Möglichkeit der guten alten Mundpropaganda!“