Sprockhövel. . Die Stadt Sprockhövel hält mehrere Flächen für den Bau von Flüchtlings- oder Sozialwohnungen vor. Noch 360 günstige Wohnungen gibt es derzeit.
Im ländlich geprägten Sprockhövel besteht nicht nur Bedarf an hochpreisigem, sondern auch an bezahlbarem Wohnraum. Doch der Boom des sozialen Wohnungsbaus ist vorbei. Im Stadtgebiet gibt es noch 360 Sozialwohnungen – die letzten entstanden im Jahr 2014. Bei 160 Wohnungen läuft die Sozialbindung bald aus. Wie hoch der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum, auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingssituation, tatsächlich ist, soll im kommenden Jahr über ein städtisches Handlungskonzept erörtert werden.
Zur Unterbringung von geflüchteten Menschen haben Verwaltung und Politik bereits zwei Projekte am Waldweg und Gedulderweg angestoßen (wir berichteten). Die Mehrfamilienhäuser müssen nach der Richtlinie zur Förderung von Wohnraum für Flüchtlinge (RL Flü) mit noch nicht anerkannten Flüchtlingen belegt werden. Ähnlich wie bei „normalen“ Sozialwohnungen fließen hier staatliche Mittel und es besteht eine Belegungs- und Mietbindung.
Auch Menschen mit Wohnberechtigungsschein können dort unterkommen, denn mit einem Schreiben des Landesministeriums für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung habe es eine Änderung gegeben, so Ralph Holtze, Leiter der Zentralen Gebäudebewirtschaftung: „Bei einer nicht vollständigen Belegung nach der RL Flü ist vonseiten der Kommune ein Änderungsantrag auf Umstellung einzelner Wohnungen, alternativ für ein gesamtes Objekt zu stellen.“
Die Stadt besitzt weitere Vorratsflächen, die für die Flüchtlingsunterbringung oder den sozialen Wohnungsbau genutzt werden können. Dazu hat sie an der Mittelstraße ein Haus – das durch einen Neubau ersetzt werden soll – sowie im Bereich Alte Haase ein Grundstück erworben. Die Beschlüsse dazu fielen bereits Ende 2015 im Zuge des Konzepts, mit dem auch der Weg für die Festbebauung, für die Containerdörfer und für die Traglufthalle geebnet wurde. Darüber hinaus gibt es keine weiteren Möglichkeiten, Wohnung dieser Art zu schaffen. „Sonst hätten wir nicht auf einem Bolzplatz gebaut“, sagt Susanne Görner, zuständig für die städtischen Sachgebiete Planen und Umwelt, Bauen und Wohnen.
An der Hattinger Straße entstehen Wohnungen nach der RL Flü durch einen Investor. „Für den scheint es sich auch zu lohnen“, sagt Volker Hoven, Beigeordneter der Stadt, der die Schaffung von städtischen Flüchtlingswohnungen als Doppelsieg-Strategie beschreibt. „Über die Mieteinnahmen machen wir Gewinn und schaffen gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum.“ Die Rechnung geht bei „normalen“ Sozialwohnungen, bei denen schlechtere Konditionen gelten, jedoch nicht auf. „Die Schaffung von reinen Sozialwohnungen lohnt aus meiner Sicht für eine Kommune daher nicht“, gibt Susanne Görner zu bedenken.
Bauverein sieht keinen Bedarf
Auch der Bauverein Sprockhövel, der noch 78 geförderte Wohnungen im Bestand hat, schafft keine Sozialwohnungen mehr. „Ich sehe vor Ort keinen Bedarf“, sagt Geschäftsführer Bernhard Heck. Dennoch unterschreitet der Bauverein bei manchen seiner Objekten den hiesigen Mietspiegel, der durchschnittlich bei 6,27 Euro pro Quadratmeter liegt (7,46 in Nordrhein-Westfalen, 7,97 Euro bundesweit). Geförderter Wohnraum sei eher für die Ballungsgebiete geeignet, in denen Wohnraum knapp ist und die Mieten hoch sind. Ein weiterer Punkt, der gegen Sozialbauten spreche, seien die Belegungsrechte. „Man will seine Mieter nicht vorgeschrieben bekommen, sondern frei wählen können.“