Sprockhövel. . Sandra Breitenborn aus Sprockhövel hat zuerst etwas vom Leben gesehen, bevor sieaus Überzeugung eine Funkmietwagen-Firma gründete.

Sandra Breitenborn ist mal wieder in Eile. „Ich fahr hier jetzt los und rufe wieder zurück.“ Nur etwas später: Sie meldet sich von unterwegs. Ihr kurzer Halt dauert nicht lange. „Ja, ich bin gleich zu Hause, dann melde ich mich von dort, um das Handy nicht die ganze Zeit zu belegen“, sagt sie und wirkt trotz der Hektik gut gelaunt. Der dritte Anlauf ist schließlich mit Erfolg gekrönt. Die 43-Jährige führt ein Funkmietwagen-Unternehmen. Und manchmal geht es bei ihr im Trubel des Alltags drunter und drüber. Aber sie liebt ihren Beruf, bei dem sie die unterschiedlichsten Menschen trifft.

Im September 2014 vollzog sie den Schritt in die Selbstständigkeit. Zuvor hatte sie ein Jahr lang in einem Taxiunternehmen erste Erfahrung gesammelt und alle nötigen Prüfungen abgelegt. Doch eigentlich kommt sie aus einer völlig anderen Richtung. „Ich bin gelernte Rechtsanwalts- und Notargehilfin.“ Ihr Leben war schon immer bunt. Die Liebe trieb sie sogar bis auf die spanische Insel Mallorca. Fünf Jahre lebte sie dort, bevor sie nach Deutschland zurückkehrte.

Dann stand eine Entscheidung an. Sie hätte zurück ins Büro gekonnt. Auch die Arbeit als Betreuerin in einer offenen Ganztagsschule zog sie in Betracht. Und jetzt ist sie: Seelsorgerin, Pflegekraft, immer Fahrerin, manchmal die helfende Hand. „Ich habe einem Fahrgast mal geholfen, Thrombosestrümpfe anzuziehen.“

Zu manchen ihrer Kunden hat Sandra Breitenborn ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut und kann mit ihnen so gut plaudern, dass sie mal fast die Ausfahrt verpasst hätte. Oder sie gehe gemeinsam mit ihnen essen. Umso mehr trifft es sie, wenn ein langjähriger Kunde plötzlich stirbt. Da sie auch Krankenfahrten macht, bleibe das leider nicht aus. Die emotionale Nähe den Fahrgästen lässt jedoch auch die Distanz schwinden. Die richtige tollen Geschichten behält sie allerdings für sich. Für sie gilt wie beim Anwalt oder Arzt: Sie habe eine Art Schweigepflicht.

Die Aufträge der Sprockhövelerin sind vielfältig. Es gibt die Klassiker: Sie fährt ihre Fahrgäste vom Restaurant oder der Kneipe nach Hause. Probleme mit Fahrgästen, die stark angeheitert waren, habe es noch nie gegeben. Oder sie wird für den Flughafentransfer angerufen und macht Krankenfahrten. Mittlerweile hat ihr kleines Unternehmen drei Mitarbeiter. Sie selbst, ihr Mann Guel Gimeno und Joachim Schmidt. Ihr kleiner Fuhrpark besteht aus zwei Autos.

Andere Regeln als für Taxis

Als Fahrerin eines Mietwagens muss sie sich an andere Regeln halten als ein Taxi. Auch sie bringt die Leute ans gewünschte Ziel. Doch ihre Kunden müssen sie telefonisch bestellen. Halteplätze für Mietwagen – die äußerlich kaum von normalen Pkw zu unterscheiden sind – gibt es nicht. Sandra Breitenborn darf auch nicht auf Zuruf halten und ihre Fahrgästen unterwegs aufgabeln. Sie muss immer wieder an den Perthes-Ring zurückkehren. Auch in der Besteuerung der Fahrten gibt es Unterschiede. Nur bei der Preisgestaltung ist sie etwas freier.