Sprockhövel. Zum 29. Mal veranstaltete der Heimat- und Geschichtsvereins Sprockhövel einen Abend mit Geschichten in kaum noch zu hörender Klangfärbung. 200 Besucher erfreuten sich an den Vortägen der vier Lesenden.

  • Traditionell veranstaltet der Heimat- und Geschichtsverein den „Plattdütschen Obend“ zum ersten Advent
  • Darbietungen der Chorgemeinschaft Sprockhövel eröffneten die Veranstatung
  • Passend zur Adventszeit wurden sodann weihnachtliche Texte gelesen - und dann gab es Grünkohl

Von der kleinen Bühne aus hat Hans-Gert Burggräfe (72) einen guten Blick auf das Publikum. An den langen, vollbesetzten Tischen im Forum der Grundschule Börgersbruch lauschen 200 Zuhörer Gedichten und Geschichten. Das Besondere an dieser Veranstaltung: Alle Texte werden auf Plattdeutsch vorgetragen.

Zum ersten Advent veranstaltet der Sprockhövler Heimat- und Geschichtsverein traditionell seinen „Plattdütschen Obend“, in diesem Jahr bereits zum 29. Mal. „Plattdeutsch ist kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache“, sagt Burggräfe. Die geographische Grenze, bis zu der die Sprache gesprochen werde, reiche sogar noch über das Ruhrgebiet hinaus, ende etwas weiter südlich. Einige plattdeutsche Wörter sind dem Hochdeutschen zwar ähnlich, unterscheiden sich aber in Aussprache und Klangfärbung.

Den Abend eröffnet die Chorgemeinschaft Sprockhövel, ehe Hans-Gert Burggräfe, Hilde Sirrenberg (90), Anita Stiepermann (80) und Hanspeter Dabruck (75) die mit Tannenzweigen geschmückte Bühne betreten. Passend zur Adventszeit werden vor dem Grünkohlessen weihnachtliche Texte gelesen. Besonders gut gefällt den Zuhörern das „Krippenspi’ell“ von Anita Stiepermann. Die Schwelmerin schreibt ihre Texte selbst. Der Humor und aktuelle Themen wie die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen den Nerv des Publikums.

Seit 20 Jahren trägt das Quartett in dieser Besetzung plattdeutschen Erzählungen vor. Angefangen hat die Plattdeutsche Runde in einer Kneipe mit dem Sprockhövler Dichter Otto Vorberg. Später kam Hans-Gert Burggräfe dazu. Plattdeutsch höre man im normalen Leben sonst nicht, deswegen würden die Leute so zahlreich erscheinen.

„Früher hat man die Sprache ja noch gelernt“, sagt Elfriede Kickuth (87) aus Haßlinghausen. Ihr Bruder Emil Kickuth (90) und sie kommen schon seit vielen Jahren zur Veranstaltung des Heimatvereins. Wie in jedem Jahr seien das Programm und die Unterhaltung sehr gut, es gebe immer etwas Neues. Der 90-Jährige kann sogar noch etwas Plattdeutsch, im Gegensatz zu den meisten anderen Gästen.

Am Ende der ersten Vorleserunde gibt es dann – nach dem Text „Greinkoahltied“ von Hans-Gert Burggräfe – endlich Grünkohl. Auch dieser gehört schließlich jedes Jahr dazu.