Sprockhövel. . Der Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel plant eine Ausstellung über Männergesangvereine.Bürger werden um Festschriften, Fotos und Schallplatten gebeten.

Sein 40-jähriges Bestehen nutzt der Heimat- und Geschichtsverein, um seiner Stadt ein schönes Geschenk zu machen: Im Februar nächsten Jahres soll in der Sparkasse in Niedersprockhövel eine Ausstellung zur Geschichte der Männergesangvereine in Sprockhövel veranstaltet werden. Eigens dafür wurde beim Heimat- und Geschichtsverein eine Arbeitsgruppe eingerichtet, in der auch Mitglieder noch existierender sowie ehemaliger Männergesangvereine die notwendigen Vorbereitungen treffen.

„Auf Grundlage der Materialien, die wir bislang zusammengetragen haben, kann man bereits festhalten, dass in unserer Stadt früher eine farbige Gesangskultur geherrscht hat“, sagte Vorstandsmitglied Klaus Walterscheid.

In der Heimatstube, dem museumsartigen Refugium des Traditionsvereins, fanden sich am Montagabend einige Vertreter der Chöre zusammen. Die durchweg älteren Herren hatten Taschen, Mappen und Kartons mitgebracht, in denen sie die Schätze ihrer jeweiligen Chöre bereitwillig für die Ausstellung zur Verfügung stellten. Es sollte eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert werden, als die Männergesangvereine ein wichtiger Bestandteil des aufstrebenden deutschen Nationalgefühls, damals noch ohne Staat, waren. „Sänger, Turner, Schützen, sind des Reiches Stützen“, zitierte Walterscheid aus jener Epoche. Mit Musik und Gesang ließen sich eben patriotische Gefühle besonders wirksam ausleben und verbreiten. Die Sichtungen des vorhandenen Materials haben schon Monate vor der Ausstellung einige wichtige Erkenntnisse zutage gefördert: „Verlässlich wissen wir, dass der erste Männergesangverein in Sprockhövel 1858 als Bürger- und Gesangverein gegründet wurde“, referierte er. Allerdings, merkte der Historiker an, soll es bereits um 1840 herum einen als Singverein benannten Chor gegeben haben. Ein Amtmann namens Noelle war es, in dessen Aufzeichnungen von 1848 sich dieser Chor erstmals belegen lässt. Auch mit einigen Kuriositäten konnte Klaus Walterscheid aufwarten: „So geht der gemischte Chor Crescendo zurück auf einen Männerchor namens ,Nie gedacht‘, der 1893 gegründet wurde.“

Nur ein MGV ist übrig geblieben

Woher kommt dieser seltsame Name? Recherchen ergaben, dass es in der Gegend eine Zeche mit dieser Bezeichnung gab. „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass aus der Belegschaft der Zechenkumpel heraus ein Chor diesen Namens entstand.“ Aus „Nie gedacht“, so die weiteren Forschungen, wurde „Vorwärts“, ein Arbeiterchor, dann der „Volkschor“, und – nach dem Krieg – „Vorwärts Glückauf“, der sich vor vier Jahren zuletzt zum gemischten Chor Crescendo entwickelte. Viele klangvolle Namen nannte Klaus Walterscheid, die meisten sind längst stumm geworden: Glashüttenarbeitergesangsverein in Haßlinghausen, Morgenroth in Hiddinghausen, Harmonie Herzkamp, Heimatklänge Schmiedestraße, Einigkeit Sirrenberg, Sängerhain Niederstüter. Nach dem Krieg gab es gut 20 MGV in Sprockhövel, das war die Blütezeit.

Mit den Veränderungen in der Gesellschaft und den vielfältigen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung ging den Männergesangvereinen zunehmend die Puste aus, Fusionen oder dann doch Vereinsauflösungen waren besonders in den 70-er und 80-er Jahren die Folge. Heute existiert in Sprockhövel nur noch ein Herrenchor traditionellen Zuschnitts – die Chorgemeinschaft Sprockhövel, ein Zusammenschluss von MGV Obersprockhövel und MGV Niederstüter mit aktuell 23 Sängern.

Walterscheid ruft die Bürger auf, in ihren Bücherschränken und Kellern nach Zeugnissen hiesiger Gesangsvereine zu suchen und die Exponate leihweise für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen. „Das können auch Schallplatten oder Audio-Kassetten sein, die wir digitalisieren, kopieren und so für die Nachwelt erhalten.“