Sprockhövel. Ortwin Pfläging wurde als Herzkamper Pfarrer ins Amt eingeführt. Er freut sich darauf, die Menschen vor Ort kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten.
Mit einem feierlichen Gottesdienst ist der neue Herzkamper Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silschede, Ortwin Pfläging, am Donnerstag in sein Amt eingeführt worden. Der 54-Jährige, der zuletzt zwei Jahrzehnte lang Pfarrer in Bochum-Stiepel war, kommt mit vielen Ideen nach Sprockhövel – vor allem aber mit großer Motivation. „Ich bin neugierig und hab’ Bock auf die Tätigkeit hier“, sagt er in seiner bodenständigen, locker-leichten Art. Ob die wohl daher kommt, dass er ein Kind des Ruhrgebiets ist und selbst noch unter Tage auf Zeche Zollverein in Essen schuftete, bevor er Pfarrer wurde?
Dass er Pfarrer werden wollte, stand für Ortwin Pfläging jedenfalls schon nach dem Abitur fest. „Aber ich wollte nicht abheben, sondern mittendrin im Leben sein.“ Also malochte er zunächst als Bergmann auf Zeche Zollverein, als Packer und Lader im Hamburger Hafen – und bei der Gießerei Koch in Sprockhövel, bevor er ins Theologie-Studium startete.
Mittendrin im Leben war in den vergangenen zwei Jahrzehnten dann auch in der Gemeinde in Bochum-Stiepel. Er erkämpfte mit der Gemeinde die Rettung der Dorfkirche und einer Kita, baute die Jugendarbeit neu auf und baute viele gute Kontakte in der 2600 Mitglieder zählenden Gemeinde auf, erzählt er. Doch nach 20 Jahren brauchte er eine neue Herausforderung. „Wenn die Kirche mit dem Pfarrer und der Pfarrer mit der Kirche verwachsen ist, ist das nicht gut“, sagt Pfläging. Da könne der Glaube, die Sache an sich, schon mal in den Hintergrund geraten.
Er bewarb sich auf mehrere andere Stellen – und ist nun froh, in Herzkamp mit seiner 1600 Menschen großen Gemeinde gelandet zu sein. „Ich mag die Herzlichkeit und Offenheit der Leute hier“, sagt Pfläging. Trotz seines dörflichen Charakters habe Herzkamp Bezüge zu den umliegenden Städten Wuppertal, Hattingen und Schwelm. „Das Vereinsleben ist sehr wichtig“, hat Pfläging schon gelernt. Und so weiß er, dass Herzkamp „nicht noch ein sechstes Fest“ braucht, weil die Kirche ohnehin an vorhandenen Festen beteiligt ist. Doch auch mit der Geschichte des Sprockhöveler Ortsteils kennt er sich schon ganz gut aus – vielleicht auch, weil Geschichte eines seiner Steckenpferde ist: „Ich liebe Geschichte im doppelten Sinn: die Historie und die Geschichten der Menschen.“ Zur Historie sagt er: „Dass wir hier Kirche sein dürfen, dafür haben die Herzkamper lange gekämpft.“ 1780 sei das Gemeindehaus gebaut worden, 1860 die Kirche.
Auch Aufgaben für den Kirchenkreis
Und sie dürfe trotz aller Umstrukturierungen in der evangelischen Kirche weiter bestehen – auch wenn Pfläging nur zu 75 Prozent in Herzkamp tätig sein wird, denn zu 25 Prozent wird er für den Kirchenkreis arbeiten, sich neben Taufe und Ehrenamt auch um Erwachsenenbildung und Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Wie er in Herzkamp starten möchte, weiß er schon genau. „Ich werde viele Besuche machen, um die Menschen hier kennen zu lernen“, sagt er. Und er wird einen engen Kontakt zu den Kollegen in der Gemeinde aufbauen. „Kollegen sind unheimlich wichtig für mich“, sagt er – und ergänzt mit Blick auf seinen Ortswechsel: „Ohne neue Leute gibt es keine neuen Projekte.“ Und die seien nötig, um die Zukunft der Kirche zu gestalten, was durchaus mit Herausforderungen verbunden sei. „Anonymität und Unverbindlichkeit in der Gesellschaft nehmen zu – das merkt auch die Kirche.“ Dagegen hat Pfläging ein klares Rezept: Mitten im Leben stehen, Kontakte aufbauen, gemeinsam etwas bewegen. Damit will er nun in Herzkamp starten – voller Motivation und mit festem Glauben.