Sprockhövel. . Hans Werner Cramer schreibt neben dem Beruf. Am Mittwoch erscheint sein Krimi „Wer Sünde sät“. Der ist in diesem Jahr Toptitel des Verlages

Bei einem Ehemaligentreffen des Internats in der Pfalz, das er als Junge besuchte, war Hans Werner Cramer „fasziniert, welche Wirkung vergangene Ereignisse bis heute haben können.“ Diese Entdeckung hat der Sprockhöveler Frauenarzt in seinem neuen Kriminalroman „Wer Sünde sät“ verarbeitet, der am heutigen Mittwoch erscheint.

Und so beginnt auch das Buch mit einem Ehemaligentreffen. Dort taucht ein 31-jähriger Mann auf, der seine Mutter sucht. Man fragt sich: Wer kann das Mädchen gewesen sein, dass allen Mitschülern seine Schwangerschaft verschwiegen hat? Als dann noch eine Leiche auftaucht, die seit 30 Jahren dort liegen soll, stellen sich alle die Frage: War es einer von ihnen?

Es ist bereits der zweite Roman, den der 53-Jährige veröffentlicht. Vor sechs Jahren gab ihm ein Freund den Anstoß. Cramer begann neben dem Beruf zu schreiben. „Und ich merkte, es funktioniert, erfüllt mich und macht mir Spaß“, sagt er. Cramer richtete sich zu Hause ein kleines Schreibzimmer ein. 2013 erschien sein erster Roman „(St)erben“.

Und die Ideen flossen weiter. Mittlerweile ist das Schreiben ein fester Bestandteil seines Lebens geworden – auch wenn Cramer meist nur am Wochenende dazu kommt. Von seinem Schreibzimmer aus hat er einen Blick ins Grüne. „Das ist wichtig“, sagt Cramer. Zweimal im Jahr zieht er sich zudem auf die griechische Insel Lefkas zurück. „Da werde ich zum Schreibteufel“, sagt Cramer. Jeden Tag entstehen dann etwa 15 Seiten. „Das ist richtig Arbeit.“

Eine Arbeit, die ihm allerdings immer leichter fällt. In seinem ersten Roman verarbeitete er viele autobiografische Fakten. Im aktuellen Buch ist das deutlicher weniger geworden. „Die Fantasie wächst“, sagt Cramer. Und: „Es wird immer mehr das, was ich mir vorgestellt habe.“ Eine Parallele zu seinem eigenen Leben gebe es aber noch: In der Geschichte kommt ein Arzt vor, der – wie er selbst vor vielen Jahren – an einer Klinik in Dortmund tätig ist. In seinem dritten Roman, der bereits zu zwei Dritteln fertig ist, sei alles seiner Vorstellungskraft entsprungen. Cramer merkt dabei immer wieder: „Der Schaffensprozess ist sehr befriedigend.“ Und: „Das Schreiben wertet meine Zeit auf.“

Hohe Wertschätzung

Hinzu komme, dass er beim Gmeiner Verlag eine hohe Wertschätzung erfahre. „Wer Sünde säht“ sei einer der Toptitel des Verlags in diesem Jahr. „Seitdem reagieren die Buchhändler auch viel interessierter, wenn ich eine Lesung machen möchte.“ Und auch sein erstes Buch, damals im Verlag SWB Südwestbuch erschienen, wolle man bei Gmeiner neu auflegen.

Cramer kann sich unterdessen vorstellen, dass ihn das Schreiben noch bis ins Alter hinein begleiten wird. Die Begeisterung seiner Patientinnen ist ihm jedenfalls sicher. „Die sind meine größten Fans.“