Sprockhövel. Die traditionsreiche Schule hat am Freitag mit dem Ende des Schuljahres zugemacht. Die zweite und dritte Klasse ziehen samt Klassenlehrerinnen geschlossen an die Grundschule Börgersbruch um.

Zu Beginn der großen Ferien schließt auch die Grundschule Nord im Herzen Niedersprockhövels ihre Tore. Erst einmal nichts Ungewöhnliches, doch die traditionsreiche Schule macht für immer dicht. Ab dem kommenden Schuljahr werden in Sprockhövel alle schulpflichtigen Kinder zwischen fünf und zehn Jahren die personell wie räumlich gut ausgestattete Grundschuldschule Börgersbruch an der Dresdener Straße besuchen.

Hintergrund dieser bis zuletzt umstrittenen Entscheidung war ein Spardiktat der Bezirksregierung. Im Rahmen des Stärkungspaktes und der Haushaltskonsolidierung der Stadt verlangte die Aufsichtsbehörde in Arnsberg eine Liste mit Sparvorschlägen. Unter anderen Maßnahmen traf es nun die Grundschule Nord.

19 Jahre lang war Petra Grosch Leiterin der Grundschule Nord. In einem letzten Gespräch mit der Redaktion in ihrer Rolle als Rektorin wirkt sie traurig, aber gefasst. Eltern und Lehrer sind gemeinsam auf die Barrikaden gegangen, haben mit aller Kraft versucht zu retten, was nicht mehr zu retten war.

„Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Entscheidung, die Schule zu schließen, falsch war. Aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich geschlagen geben muss“, sagt Grosch. Froh ist sie darüber, dass nicht alle Kinder auseinandergerissen werden. „Den Viertklässlern stand sowieso ein Schulwechsel bevor und die Stufen zwei und drei gehen geschlossen nach Börgersbruch“, erklärt sie. Die beiden Klassenlehrerinnen würden die Schüler bei ihrem Umzug begleiten und fortan dort unterrichten. Eine neue erste Klasse wurde 2014 gar nicht erst aufgenommen.

Kartons, Kisten und Papierstapel türmen sich auf Tischen und Stühlen im Lehrerzimmer. Das hier ein endgültiges Ende bevorsteht, ist nicht zu übersehen. „Wir haben bis zuletzt versucht, das Gerümpel aus den Klassenzimmern herauszuhalten, damit die Kinder ein paar ganz normale Tage vor den Sommerferien erleben können“, erzählt Grosch mit einem entschuldigenden Blick auf ihr leichtes Chaos im Büro. Die Kinder wüssten natürlich, was Sache ist, sollten jedoch so wenig wie möglich mit dem Stress konfrontiert werden.

Die beiden Klassensprecher der dritten Klasse, Fynn und Jannis, beide neuen Jahre alt, sehen ihrer weiteren Schullaufbahn in Börgersbruch recht positiv entgegen. Beide können ihre neue Grundschule immer noch fußläufig erreichen. „Ich wohne quasi dazwischen“, sagt Fynn. „Unsere Klasse bleibt ja zusammen, wir werden alle zur 4d“, ist für Jannis das Wichtigste. Die letzten Tage an der Grundschule Nord haben Schüler und Lehrer gemeinsam so schön wie nur möglich gestaltet. „Wir waren Eis essen, haben eine Bachwanderung gemacht, ein Musical aufgeführt und es gab ein Fest“, zählen die Jungen auf.

Laut Grosch hat die Grundschule Börgersbruch ihren neuen Schülern die Eingliederung so leicht wie möglich gemacht. „Unsere Kinder wurden bereits zum Schulfest eingeladen und durften sich umschauen“, berichtet die nun ehemalige Schulleiterin. Mit dem Läuten der Schulglocke flossen dann doch ein paar Tränen. „Geweint wird ja schon, wenn nur die Viertklässler gehen.“

Gleich nach Schulschluss um 11 Uhr wurde mit dem Ausräumen begonnen. Nach dem Ferien erfolgt der Umbau. In Zukunft sind Bücherei, Bürgerbüro, Rentenstelle, VHS und Musikschule unter dem Dach des Gebäudes untergebracht.