Sprockhövel. .

Vor ziemlich genau einem halben Jahr hat Klaus Walterscheid den Stab an der Verwaltungsspitze an seinen Nachfolger Ulli Winkelmann weitergegeben. Der 68-Jährige genießt seine Zeit jetzt mit der Familie und Hobbys – unter Langeweile leide er jedenfalls nicht, sagt er.

Sein letzter Amtstag war der 22. Juni dieses Jahres, das weiß Klaus Walterscheid noch genau. Ein Tag, an dem er wehmütig war, sei das aber nicht gewesen. Seine Tage waren auch danach gut ausgefüllt. Da war zunächst einmal das Haus, an dem renoviert werden musste. Dafür fehlte bis Mitte vergangenen Jahres die Zeit. „Aber jetzt sind wir fast fertig.“ Und da war natürlich auch Sohn Nicolas. Der 14-Jährige spielt Snooker in Wuppertal und Fußball in Gennebreck. „Meine Frau sagt manchmal: Jetzt kannst du den Jungen mal abholen“, sagt Walterscheid mit einem Lachen.

Es bleibt jetzt aber auch Zeit für das individuelle Interesse, nämlich die Geschichte. „Mit einem Freund fahre ich zu Museen, zum Beispiel den Römermuseen in Xanten oder Haltern“, erzählt Walterscheid. Auch zum Lesen hat der Ex-Bürgermeister wieder Muße. „Der amerikanische Bürgerkrieg ist ja jetzt 150 Jahre her. Aus diesem Anlass erscheint eine Fülle von Veröffentlichungen, und die Gelegenheit nutze ich.“

Die Geschichte fasziniert den promovierten Wirtschaftswissenschaftler auch mit lokalem Bezug. „Ich bin dem Heimat- und Geschichtsverein beigetreten. Für Sprockhövel war nicht nur die Kohle wichtig, sondern auch alles, was mit Eisen zu tun hat“, sagt er. Während seiner Amtszeit sei er aus keinem Verein aus-, aber auch keinem beigetreten. „Das wollte ich nicht“, sagt er. Es hätte sich nicht mit dem Amt vertragen.

Walterscheid war vor seinem Amtsantritt im Jahr 2004 als Dozent an der Fernuniversität Hagen tätig. „Ich habe das sehr gerne gemacht“, betont er, auch wenn er den Schritt in die Politik nicht bereut habe.

Akademischen Bezug hat auch eine weitere seiner aktuellen Tätigkeiten: „Ich habe vor zwei Jahren angefangen, als Mentor für die Friedrich-Ebert-Stiftung zu arbeiten“, berichtet er. Er betreut einen Studenten der Bochumer Ruhr-Universität – an der RUB büffelte auch Walterscheid einst für seine Prüfungen.

Während seiner Amtszeit habe der Wecker zwischen 5.15 und 5.30 Uhr am Morgen geklingelt. „Wenn es ging, bin ich mittags zum Essen nach Hause gekommen. Abends war das Ende offen“, erzählt Klaus Walterscheid. Ein Frühaufsteher ist er geblieben. „Ein bisschen später stehe ich jetzt aber schon auf, ungefähr eine Stunde.“

Aus der Politik hat Klaus Walterscheid sich ganz bewusst seit seinem letzten Amtstag ein wenig zurückgezogen. „Andere haben jetzt die Verantwortung“, sagt er. „Da muss man sich ein wenig zurückhalten.“ Wichtig sei ihm selbst immer gewesen, dass die Sprockhöveler Strukturen stimmten. „Ich denke, das sollte Politik eigentlich leisten.“