Ob Günther Büch in seinen knapp zehn Oberhausener Jahren jemals bis nach Alstaden vorgedrungen ist, mag zweifelhaft sein. Jetzt wird im Vorort eine Straße nach dem Mann benannt, der als Chefdramaturg und Regisseur an den Städtischen Bühnen in den Sechziger Jahren Theatergeschichte schrieb.
Im Bereich des Bebauungsplanes 21 ist eine Straße geplant, die in westliche Richtung von der Straße Kiwittenberg abzweigen und das Plangebiet in nördlicher Richtung erschließen wird. Auf Antrag des Freundeskreises Theater für Oberhausen votierte die Bezirksvertretung Alt-Oberhausen jetzt einstimmig dafür, die neue Straße nach dem Enfant terrible des deutschen Sprechtheaters der Nachkriegszeit zu benennen.
Zur Spielzeit 1961/62 war Büch als junger Theatermacher vom damaligen Intendanten Dr. Christian Mettin ans Oberhausener Theater engagiert worden, zunächst als Spiel-, dann als Oberspielleiter setzte er Zeichen mit neuen, oft auch verstörenden Deutungen der Klassiker. So verlegte er das Schloss der Moors aus Schillers „Die Räuber” auf die Villa Hügel, die „Dreigroschenoper” wuchs zeitgleich mit der Schließung der Liricher Schachtanlage Concordia zu einer Solidaritätskundgebung mit den Bergleuten, die mit roten Fahnen auf der Theaterbühne präsent waren. Büch beherrschte aber auch die Kunst des Unterhaltungstheaters, seine Inszenierung des Musicals „Das Mädchen Irma la Douce” lief zwei Spielzeiten lang im ausverkauften Auditorium der Stadthalle, den damaligen Kammerspielen des Theaters. „My fair Lady” war eine seiner letzten, erfolgreichen Oberhausener Inszenierungen, selbst die Operette verschmähte Büch nicht, setzte hier Jacques Offenbachs „Die schöne Helena” in Szene.
Und natürlich prägte er das deutschsprachige Theater durch die Entdeckung des noch jungen Autors Peter Handke (ab 1966) für die Bühne, mehrere Stücke wie etwa der „Kaspar” mit dem unvergleichlichen Ulrich Wildgruber ( 1999) in der Hauptrolle wurden an der Ebertstraße uraufgeführt. Seine Inszenierung der beiden Handke-Stücke „Weissagung” und „Selbstbezichtigung” wurde zum renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen, er gastierte mit dem Oberhausener Ensemble und Handke u.a. in Amsterdam und Paris. Büch, 1932 in Saarbrücken geboren und 1977 in Nürnberg mit nur 44 Jahren verstorben, inszenierte als freier Regisseur – 1970 hatte er Oberhausen verlassen - später u.a. in Hamburg, Zürich und Bern.
Hans Jansen, damals 1. Theaterkritiker der WAZ und später deren Kulturchef, schrieb am 27. April 1977 zum Tode Günther Büchs in der WAZ u.a.: „Über die Grenzen des Ruhrgebiets bekannt wurde er als Uraufführungsregisseur der Sprechstücke Peter Handkes, der ihm die Treue hielt, als sich längst hochsubventionierte Staatstheater um das (einstige) Enfant terrible rissen. Und Büch, der Chaotische, der die Bühne auch, aber nicht nur als politisches Forum verstand, erwies sich hier als disziplinierter Zuchtmeister der Sprachkaskaden Handkes. Seine Berliner Inszenierung der Publikumsbeschimpfung lief fast ein Jahrzehnt in einem Off-Kudamm-Theater…”
Zu Büchs Beerdigung am 29. April auf dem Nürnberger Südfriedhof erklang auf Wunsch des immer wieder auch von melancholischen Phasen geprägten Bohemiens Musik der „Bee Gees”.