Oberhausen. Passanten brauchen zwei Grünphasen, um Straße am Amtsgericht zu überqueren. Die Politik diskutiert die Regelung der Ampelschaltung.
Bei der Fußgängerampel vor dem Amtsgericht wird es dabei bleiben, dass es Fußgängern in normalem Tempo nicht möglich ist, die Poststraße von und zum Friedensplatz innerhalb einer Grünphase zu überqueren. Das ist das Ergebnis einer Überprüfung, um die die Bezirksvertretung Alt-Oberhausen im Sommer gebeten hatte (wir berichteten).
Stadtverordneter Peter Bruckhoff (BOB im Rat) hatte die CDU-Bezirksfraktion für einen entsprechenden Prüfantrag gewinnen können. Aber nach dem Bericht der Stadtverwaltung ist die Poststraße an dieser Stelle mit 20 Metern einfach zu breit, um innerhalb einer einzigen Grünphase den Übergang zu ermöglichen. Deshalb müssen Passanten auf der dortigen Mittelinsel in der Regel 90 Sekunden warten, bis die nächste Grünphase kommt.
Fußgänger mit Rollator benötigen 20 Sekunden
Ricarda Mauksch von der Verwaltung begründete das damit, dass zwar die Querung der 20 Meter für einen Durchschnitts-Fußgänger rechnerisch nur etwa 17 Sekunden dauere. Bei der Ampelschaltung gehe man aber von 20 Sekunden aus, die ein Fußgänger mit Rollator dafür benötigen würde. Und damit nicht schon Autofahrer, die „Grün“ bekommen haben, auf einen solch langsamen Fußgänger losfahren, würden zur sicheren Trennung beider noch 17 Sekunden Zeitpuffer eingeplant. Das macht zusammen 37 Sekunden.
Innerhalb eines Ampelumlaufs von 90 Sekunden in der Hauptverkehrszeit sei es aber nicht möglich, allein 37 Sekunden dafür unterzubringen. Denn Autofahrer in allen anderen Verkehrsbeziehungen müssten in dieser Zeit ja warten. Daher die Aufteilung in zwei halb so lange Grünphasen für Fußgänger.
Linienbusse haben Sonderrechte
Denn die längeren Wartezeiten würden noch zusätzlich dadurch kompliziert, dass Linienbusse sich die Fahrt vom Busbahnhof freischalten könnten. Würden die Autofahrer aber vor der Fußgängerampel länger warten, käme es zum Rückstau, wäre die Einfahrt auf die Poststraße für sie blockiert. In Gegenrichtung, nach Osten also, wäre die Gabelung in Gerichtsstraße und Christian-Steger-Straße betroffen. Die Anpassung der dortigen Ampelschaltung daran hätte letztlich Rückwirkungen bis zur nächsten Kreuzung mit der Havensteinstraße. Ein Verkehrschaos wäre die Folge, argumentierte die Verkehrsplanerin.
In ihrer Sitzungsvorlage gab die Stadtverwaltung den Hinweis, dass es ja in unmittelbarer Nachbarschaft dieses Überwegs zwei weitere Überwege gibt, die innerhalb einer Grünphase für Fußgänger zu schaffen sind: am Busbahnhof und am Beginn der Christian-Steger-Straße.
Karschti denkt an „Shared Space“
Christiane Gerster-Schmidt (SPD) erinnerte bei der Aussprache über den Bericht daran, dass die Bezirksvertretung schon vor über drei Jahren einen Umbau dieses Bereichs gefordert habe. Stadtverordneter Albert Karschti gab zu bedenken, der Bereich könne als Mischfläche (neudeutsch „Shared Space“) umgestaltet werden. Dabei wird Schrittgeschwindigkeit gefahren. Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer sind alle völlig gleichberechtigt. Die Idee stammt aus den Niederlanden.
Marc Hoff (FDP) beklagte die hohe Unfallgefahr und die aus seiner Sicht große Schwierigkeit für auswärtige Besucher, sich an dieser Stelle richtig einzuordnen. Er setzt darauf, dass das Projekt „Brückenschlag“ auch dabei Früchte trägt.
„Auf der Mittelinsel fühlt man sich als Fußgänger unwohl“, gab Werner Nakot (CDU) zu bedenken. Er habe das Gefühl, die dortigen Ampelschaltungen würden sich ständig verändern. Das Gefühl trügt nicht: „Sie sind ja auch verkehrsabhängig“, erwiderte die Verkehrsplanerin. Aus Sicht von Andreas Blanke (Grüne) ist die Poststraße dem Verkehrsaufkommen kaum gewachsen. Die Planerin konnte das nicht bestätigen.
>>> Eigene Schaltung für Radfahrer
Für Radfahrer gibt es seit dem Sommer an diesem Überweg eine Verbesserung. Ihre höhere Geschwindigkeit reicht aus, um die Straße dort in einer Grünphase zu überqueren.
Diese abweichende Schaltung wird ermöglicht, indem Radfahrer, die sich dem Überweg nähern, von einer Wärmebildkamera erfasst werden. So lange kein Linienbus sich die Durchfahrt zuvor freigeschaltet hat, wird die Querung für Radfahrer dann in voller Breite freigegeben. Dadurch soll das Radfahren an dieser Stelle attraktiver werden.