Oberhausen. Künftige Markierungen auf der Concordiastraße und Bebelstraße entzweien die Bezirksvertreter. Die Verwaltung zieht ihre Vorlage zurück.

Über das Ziel, den Fahrradverkehr zu fördern, sind sich alle Parteien in der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen einig. Wie das geschehen soll, daran scheiden sich die Geister. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung ging um die entsprechende Umgestaltung von Concordia- und Bebel­straße – vor allem an ihrer gemeinsamen Kreuzung mit der Gustavstraße sowie an der Kreuzung der Concordiastraße mit Duisburger Straße und Wilmsstraße. Die Ansichten darüber gingen so weit auseinander, dass sich die Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf keinen gemeinsamen Kurs einigen konnte. Dezernentin Sabine Lauxen zog die Vorlage schließlich zurück.

Rund 1500 Fahrzeuge pro Stunde

Mehr als 2000 Fahrzeuge pro Stunde können zweispurige Straßen aufnehmen. Concordia- und Bebelstraße sind jedoch vierspurig, weisen aber deutlich geringere Verkehrsspitzen auf. Die höchste Belastung beträgt auf der Concordiastraße zwischen Bebelstraße und Duisburger Straße 1470 Fahrzeuge pro Stunde. Da sich in den vergangenen Jahren die Ansicht durchgesetzt hat, dass Radfahrer auf separat gekennzeichneten Fahrspuren sicherer unterwegs sindals auf getrennt verlaufenden Radwegen, schlugen die Planer komplette Neumarkierungen in dem Bereich vor. Damit sollte auch das Problem gelöst werden, dass es auf der Duisburger Straße häufig Rückstaus bis zur Buschhausener Straße gibt.

Weniger Auto-Spuren

So schlugen sie vor, auf allen betroffenen Straßen Fahrradstreifen bzw. Schutzstreifen anzulegen. Der nötige Platz dafür sollte geschaffen werden, indem die Anzahl der Pkw-Fahrspuren verringert wird.

Übersicht der entsprechenden Bereiche.
Übersicht der entsprechenden Bereiche. © Hoffmann

So sollte die wenig benutzte Rechtsabbiegespur von der Duisburger in die Wilmsstraße mit der Geradeausspur auf der Duisburger Straße kombiniert werden. Das würde es ermöglichen, die Linksabbiegespur in die Concordiastraße zu verlängern, um den Rückstau bis zur Buschhausener Straße zu verringern. Ebenso wollten sie auf der Concordia- Richtung Wilmsstraße die Linksabbiegespur mit der Geradeausspur kombinieren. Und in Gegenrichtung sollte es auf der Concordiastraße nur noch eine Geradeausspur geben. So wäre es auch auf der Bebelstraße geplant. Dort ist die Fahrbahn so breit, dass je Richtung eine 5,25 Meter breite Fahrspur mitsamt 2,75 Meter breitem Radfahrstreifen angelegt werden könnte. Der Radweg neben der Straße wäre überflüssig.

Allerdings müssten Radfahrer zum Beispiel auf der Duisburger Straße, die nach links auf die Concordiastraße abbiegen wollen, künftig im fließenden Verkehr die Fahrspur der Autofahrer kreuzen, um auf ihre separat markierte Linksabbiegespur zu gelangen.

Vor jeder Ampel sind breite Aufstellflächen für Radfahrer vor den anhaltenden Autos vorgesehen. Die Kosten für die Umgestaltung würden aus laufenden Mitteln zur Straßenunterhaltung gedeckt: knapp 500 000 Euro für den Knoten Concordiastraße/­Duisburger Straße und über 870 000 Euro für die Kreuzungen der Bebelstraße.

>>> Politiker sind nicht überzeugt

„Wir enthalten uns“, begann Christiane Gerster-Schmidt (SPD) mit Hinweis auf die Uneinigkeit der Koalition die Aussprache. Werner Nakot (CDU) signalisierte Ablehnung. „Uns stört, dass parallel zu gut ausgebauten Radwegen jetzt Radfahrstreifen kommen“, erklärte er. Außerdem hielt er den fälligen Fahrspurwechsel für Linksabbieger unter den Radfahrern angesichts der schnellen Elektro-Fahrräder für gefährlich. „Offenbar ist die Planung ohne den ADFC entstanden“, den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club. Der würde, so Nakot, auch abraten.

Dem widersprach Andreas Blanke (Grüne). „Es ist mit dem ADFC beraten. Die stimmen zu“, sagte er. Seine Partei würde zustimmen. Die Planung sei ein klarer Fortschritt. Es handle sich um die heute gängige Vorgehensweise. „Wir müssen endlich was für Radfahrer tun!“

Koalitionspartner Marc Hoff (FDP) widersprach: „Nicht alles, was gängig ist, muss gut sein“, argumentierte er. „Wir nehmen einer Haupteinfallstraße je eine Fahrspur. Wie viele Radfahrer fahren denn da?“, fragte er. Die Planung sei zu sehr von Ideologie geprägt.

„Mit diesen Plänen ist niemandem geholfen“

„Wir kommen aber bei der Förderung des Radverkehrs nicht weiter“, erwiderte ihm Blanke. Was hier vorgeschlagen werde, sei das absolute Minimum. Das würden auch Verkehrsexperten so sehen.

Auch die Linke Liste hielt das Queren der Radfahrer im fließenden Verkehr für problematisch. Für ungeübte Radfahrer aber sei das gefährlich. „Mit diesen Plänen ist niemandem geholfen“, sagte Marc Hoff. Eine Planung nur zu Ungunsten des Autos.

Stadtverordneter Peter Bruckhoff (BOB im Rat) zeigte sich erstaunt, dass die Verwaltung den Sommer nicht zu Änderungen genutzt habe. Die Kritik sei schon vor den Ferien geäußert worden.

„Wir wollen ein Angebot machen für das Umsteigen aufs Fahrrad, wollen das Radfahren attraktiver machen“, so Planungsdezernentin Sabine Lauxen. Wegen der dortigen überbreiten Straßen sei das eine einmalige Chance. Ohne große Einschränkungen für Autofahrer. Auf der Straße sei es, vor allem an Querstraßen, für die Radfahrer sicherer als auf dem bisherigen, getrennten Radweg. Aber dann zog Lauxen unter dem Eindruck der ablehnenden Stimmung den Vorschlag zurück.