oberhausen. Spaziergänger am Ruhrufer: Das Projekt verschandelt die Ruhraue. Ruhrtal-Radausflügler von außerhalb sehen die drehenden Rotoren oft gelassener.
Die Alstadener wollen kein Windrad im Styrumer Ruhrbogen. Das schrieb die Stadtteilredaktion im Oktober 2016 über die damalige, turbulente Bürgerversammlung im voll besetzten Saal der Emmaus-Gemeinde, als die Projektpläne im Detail vorgestellt wurden und umgehend heftige Kritik ernteten.
Jetzt, mehr als eineinhalb Jahre später, ist das Projekt verwirklicht und man kann feststellen: Bei dieser klaren Ablehnung der Alstadener ist es geblieben.
Wir starteten am Montag vor Ort auf dem Ruhrdeich eine kleine Meinungsumfrage zum Thema Windradbau. Und gleich zu Beginn trafen wir Rainer Kühn, der als gebürtiger Alstadener am Ruhrufer täglich unterwegs ist, begleitet von seinem Dobermann Spencer.
Massive optische Wirkung
Rainer Kühn nahm im Gespräch mit unserer Zeitung mit Blick auf das Windrad kein Blatt vor den Mund. „Dieses Windradprojekt hat die Ruhraue regelrecht verschandelt“, erklärte er. Sicherlich müsse man etwas für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien und für die Energiewende tun, aber mit der Bodendeponie am Kolkerhofweg auf dem gegenüberliegenden Mülheimer Ruhrufer habe man dafür „eindeutig den falschen Ort gewählt“.
In der Tat ist festzustellen: Wer etwa über die Fährstraße zum Ruhrufer hinunterspaziert und dann in die Kurve zu den Uferauen einbiegt, ist zunächst einmal verblüfft, welch massive optische Wirkung von diesem Projekt ausgeht.
„Das ist einfach die falsche Stelle“
Das 149 Meter hohe Windrad steht auf der 63,5 Meter hohen Bodendeponie am Kolkerhofweg, die an ihrem Fuß eine Höhe von 26 Metern über dem Meeresspiegel aufweist. Somit ergibt sich eine wahrnehmbare Gesamthöhe der Anlage von 187 Metern.
„Das ist einfach die falsche Stelle“, meinen viele Alstadener, die hier tagtäglich am Ruhrufer unterwegs sind und das grüne Gelände seit vielen Jahrzehnten wie aus der Westentasche kennen. Er hätte niemals damit gerechnet, dass so ein Vorhaben an einer so sensiblen Stelle genehmigt würde, sagt Rainer Kühn. Und: „Alle Alstadener, die ich kenne, sehen das ganz genauso!“
Gemischtes Meinungsbild
Allerdings ergibt sich am Flussufer durchaus ein gemischtes Meinungsbild, denn viele der auswärtigen Radausflügler, die in diesen Sommerwochen hier auf dem Ruhrtalweg vorbeikommen, sehen das Windrad mit deutlich mehr Gelassenheit.
So trafen wir am Montagvormittag vor Ort zum Beispiel einen radelnden Mülheimer, der sagte: „Das Windrad stört mich überhaupt nicht. Woanders stehen doch 20 Stück davon an einem Punkt.“ Viel störender seien hier nach seiner Meinung die Eisenbahnlinien und die beiden Bahnbrücken über die Ruhr und ihre Uferwiesen: „Hören Sie sich das doch mal an, wenn zum Beispiel ein Güterzug vorbeirauscht, diesen Riesenlärm für die gesamte Nachbarschaft! Und dann vergleichen Sie das doch mal mit dem Windrad!“ Da höre man vornehmlich nur Eines: Stille.
>>>>>> Auch Photovoltaik für Energiepark geplant
Gelsenwasser und der Mülheimer Energieversorger Medl haben das Windradprojekt auf der Bodendeponieam Kolkerhofweg verwirklicht, Anfang März lehnte das Verwaltungsgericht Düsseldorfden Widerspruch von Alstadener Anwohnern gegen den Bau und Betrieb der Anlage ab. Ein Ehepaar hatte stellvertretend für viele Alstadener den Rechtsweg beschritten. Das Windrad ist Teil des Energieparks Styrumer Ruhrbogen. Neben dem Windrad wollen die Partner Gelsenwasser und Medl ein Photovoltaik-Feld errichten.