Oberhausen. Eine Mutter von zwei Kindern hält diese Nachbarschaft für unpassend. Aber für die Polizei halten sich die Störungen dort im normalen Rahmen.
Das Fundament der neuen städtischen Kindertagesstätte an der Hermann-Albertz-Straße, zwischen Friedenstraße und Styrumer Straße, liegt schon. Der Bau schreitet voran. Da fragt sich Leserin Regine S. (Name geändert), Mutter von zwei Kindern, wie man in der Nähe des Rotlichtviertels so eine Einrichtung neu bauen kann. Und sie berichtet von einem unangenehmen Vorfall. Es handle sich aber um keinen Einzelfall.
Am frühen Abend des 24. Februar, so berichtet die junge Frau, habe sie sich im Kiosk an der Grenzstraße Zigaretten gekauft, als sie plötzlich von einem unbekannten Mann begrapscht worden sei. Der Täter sei anschließend in Richtung Flaßhofstraße geflüchtet. Die herbeigerufene Polizei habe ihn nicht mehr finden können, habe den Vorfall der sexuellen Nötigung ansonsten aber sehr ernst genommen, berichtet sie. Der Polizei gegenüber hat sie ihn als ca. 1,75 Meter groß, 30 bis 50 Jahre alt, beschrieben.
Anzügliche Schmierereien an den Wänden
Die Kinder würden jedenfalls in einem Milieu zum Kindergarten gehen, wo sich an Wänden anzügliche Schmierereien befänden, wo leicht bekleidete käufliche Damen mal eben hinüber in den Kiosk gingen und junge Frauen aus der Nachbarschaft aufpassen müssten, dass sie von Freiern, die sich nicht auskennen, selbst für Prostituierte gehalten und als solche angesprochen würden.
„Ich frage mich, was das Konzept der Stadt Oberhausen ist, in diesem Viertel eine solch große Kita zu eröffnen, wenn die Problematik viel größer ist als angenommen“, stellt sie fest. Künftig ziehe auch noch der Martinszug durch diese Gegend.
Die Polizei Oberhausen bestätigt den Vorfall vom Februar. Er liegt inzwischen der Staatsanwaltschaft vor. Allerdings habe sich der Täter nicht ermitteln lassen.
Oberbürgermeister will Bordelle ja auslagern
„Der örtliche Bordellbereich bringt allgemeine Sicherheitsstörungen auch im näheren Umfeld mit sich“, heißt es weiter in einer Stellungnahme der Polizei. Für beunruhigend hält die Polizei die Situation aber nicht, zumal regelmäßig Streifenwagen dort unterwegs seien. Im übrigen werde, so Polizeisprecherin Monika Friske, die Entwicklung der Einsatz- und Kriminalitätslage auch dort fortlaufend analysiert und bewertet. „Unsere Einsatzkonzeptionen werden an die Lageentwicklung angepasst. Herausragende Vorfälle sind in der jüngsten Vergangenheit nicht bekannt geworden.“
Regine S. würde hier dennoch keinen Kindergarten neu bauen. „Ich kann nur den Kopf schütteln“, erklärt sie. Dabei kann sie etwa zur Hälfte der Wahlzeit von Oberbürgermeister Daniel Schranz noch auf Besserung hoffen. Denn zu dessen Wahlversprechen gehörte seinerzeit ja, das Rotlichtviertel von dort zu verlagern. Nur sind entsprechende Aktivitäten bis heute nicht bekannt geworden. Wie zu erfahren war, hält man im Rathaus aber an dem Ziel weiter fest.
>>>>> Kinder ziehen bald von der Goebenstraße um
Die neue Kita wird sehr groß ausfallen, mit sechs Gruppen. Die Stadt finanziert sie aus Mitteln des Bundes für finanzschwache Städte. Dadurch beträgt ihr Eigenanteil daran nur zehn Prozent. Zur Zeit sind die Kinder noch im Gebäude der Brüder-Grimm-Schule an der Goebenstraße untergebracht.