oberhausen. . Bei einer gut besuchten Bürgerversammlung wurden die Pläne jetzt interessierten Bürgern vorgestellt.

  • 2,3 Millionen Euro gibt’s vom Bund für das Gewächshaus auf dem Jobcenter-Dach dazu
  • Beigeordnete Sabine Lauxen sieht darin einen Beitrag zur ökologischen Stadtentwicklung
  • Bürger sorgen sich vor Vandalismus. Deshalb gibt es künftig Aufsichtspersonal

„Urban Farming“ klingt nach Science-Fiction, wird aber schon bald Wirklichkeit in Oberhausen. Eigentlich heißt Urban Farming nichts anderes als „Landwirtschaft in der Stadt“. Genau das möchte Oberhausen in naher Zukunft möglich machen, zumindest mit einem Pilotprojekt. Am Altmarkt entsteht bis Ende 2018 ein neues Jobcenter mit 233 Büros – und auf dem Dach sollen Salate, Kräuter und Beeren gedeihen.

„Das wird ein Leuchtturm-Projekt“, sagt Sabine Lauxen, Oberhausener Dezernentin für Umwelt, Gesundheit und ökologische Stadtentwicklung. Lauxen sieht im Projekt zwei wichtige Perspektiven: „Einerseits belebt das Jobcenter mit den neuen Arbeitsplätzen die Innenstadt. Andererseits wollen wir zeigen, wie man auf begrenztem Raum modern Lebensmittel produzieren kann. Alle reden immer von regionalen Produkten und kurzen Wegen. Wir produzieren mitten in Oberhausen.“

Parcours führt durch einen vertikalen Garten

Die „Innenausstattung“ des sogenannten „Altmarktgartens“ entwickelte das Fraunhofer-Institut Umsicht. Das Gewächshaus steht in rund zwanzig Metern Höhe und ist 900 Quadratmeter groß. Auf zwei Dritteln der Fläche sollen Salate, Kräuter und Beeren für den Frischemarkt produziert werden. Auf den restlichen 300 Quadratmetern werden neue Methoden der Wasseraufbereitung oder Beschattung erforscht.

© Kerstin Bögeholz

„Forschung und Produktion sollen eins werden“, erklärt Simone Krause von Fraunhofer Umsicht. „Das Erforschte soll in der Produktion umgesetzt werden.“ Auch das Verwaltungsgebäude werde mit dem Dachgarten verbunden: „Das Grau- und Regenwasser wird aufbereitet, Wärme und Abluft wie Kohlendioxid werden ebenfalls für das Gewächshaus genutzt.“ Fürs Dachgewächshaus erhält Oberhausen 2,3 Millionen Euro vom Bund. Den Betreiber des „Altmarktgartens“ bestimmt die Stadt im nächsten Schritt.

Das Jobcenter selbst wird ein schlichtes Klinker-Gebäude mit großen Fenstern. Der Haupteingang wird an der Marktstraße sein. Der „Altmarktgarten“ beginnt dagegen auf dem Altmarkt. Ein Parcours führt durch einen vertikalen Garten, der sich am Jobcenter hoch schlängelt, hinauf auf das Dach. Auf dem Parcours werden auch Sitzgelegenheiten und Pflanzenbottiche entstehen. Der vertikale Garten wird als durchlässiges Stahlgerüst mit einem Gitterboden gestaltet. „So können die Pflanzen gedeihen“ erklärt Architekt Moritz Scheible. „Wer nicht den Parcours hochlaufen kann oder möchte, kann mit dem Aufzug aufs Dach fahren.“

Großes Interesse der Nachbarn

Das Jobcenter und den Garten hat die Planungsgemeinschaft Kuehn Malvezzi & HL-Technik in Zusammenarbeit mit den Spezialistenbüros Atelier Le Balto und Haas Architekten entworfen. Sie hatten sich in einem Wettbewerb unter 16 Architekturbüros durchgesetzt.

Am Mittwochabend stellte die Planungsgemeinschaft das Projekt vor und diskutierte mit den Anwohnern. Das Gdanska war gefüllt, die Anwohner zeigten großes Interesse. Auf Nachfragen wegen der Sicherheit auf dem Dach antwortete Architekt Moritz Scheible: „Wir haben eine Sicherung von 1,10 Meter. Das sind die Vorschriften.“ Zudem äußerten die Anwohner ihre Sorge vor Vandalismus. Die „Gartentore“ vor dem vertikalen Garten sollen nämlich nur rund zwei Meter hoch werden.

„Wir haben die Sicherheit und die Gefahr des Vandalismus bedacht“, sagte Sabine Lauxen. „Der Garten soll aber offen und transparent sein. Ein öffentlicher Raum, der auch als solcher wahrgenommen wird und reinzieht.“ Hartmut Schmidt vom Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) ergänzte: „Es wird kontrollierte Öffnungszeiten mit zusätzlichem Personal geben.“ Schmidt gab außerdem bekannt, dass auch das Parkhaus an der Linsingenstraße erneuert werden soll – fast so wie es eines der „Gartentraum“-Gemälde an der Bauzaun-Galerie vorgezeichnet hatte.