Oberhausen. . Die schrumpfende evangelische Auferstehungskirchengemeinde gibt mehr aus als sie einnimmt.Die Protestanten diskutierten nun, ob Immobilien verkauft werden sollen, um neue Investionen zu finanzieren. Denn wenn die Gemeinde so weiterwirtschaftet, wie zur Zeit, wäre sie in ein paar Jahren pleite. Drei Szenarien wurden entwickelt.

Ihre Mitgliederzahl schrumpft pro Jahr um 1,5 Prozent, ihre Nutzfläche aber liegt um rund 25 Prozent über anderen evangelischen Gemeinden. Schon das Jahr 2012 endete für die Auferstehungskirchengemeinde in Osterfeld mit 103 000 Euro Defizit. Rücklagen mussten angegriffen werden. Vor allem ihre vielen Gebäude verursachen steigende Kosten. Bei einer Gemeindeversammlung fragte das Presbyterium jetzt, wie es weitergehen soll.

Gebäudekonzept erarbeitet

Das Leitungsgremium hatte 2013 einen Ausschuss eingesetzt, der das Gebäudekonzept überarbeiten sollte. Es beauftragte den Kölner Architekten Volker Langenbach, dabei zu helfen. Gemeinsam wurden drei Szenarien erarbeitet. Erstens: Man lässt alles, wie es ist. Ergebnis: Das Defizit würde in 15 Jahren 260 000 Euro betragen. Die Gemeinde wäre pleite.

Zweitens: Es werden Wünsche aus der Gemeinde erfüllt und ein Kirchencafé neben der Auferstehungskirche errichtet. Der Kindergarten an der Kapellenstraße erhält einen Gymnastikraum. Und das dortige Gemeindezentrum wird mit einem Aufzug barrierefrei gestaltet. Die Kosten dafür werden durch Immobilienverkäufe an Michelstraße (Jugendzentrum) und Teutoburger Straße finanziert. Ergebnis: Die Ausgaben würden wieder unter die Einnahmen sinken.

Drittens: Mit Ausnahme des Kindergartens wird das Gemeindezentrum Kapellenstraße komplett aufgegeben und in verkleinerter Form neben der Auferstehungskirche an der Vestischen Straße neu gebaut. Zusätzlich könnten Grundstücke an der Kapellenstraße verkauft werden. Ergebnis: Die finanziellen Spielräume wären so am größten.

Pfarrerin tritt für dritte Lösung ein

„Wir favorisieren das dritte Szenario, wollen mehr Zeit für die Menschen haben statt für die Gebäudeverwaltung“, sagte Pfarrerin Ursula Harfst. „Das hat auch mit Aufbruch zu tun“, ergänzte der Architekt.

Trotzdem wurde kontrovers diskutiert. Mieter der Gemeinde stellten fest, dass sie beim dritten Szenario auf ihre Gärten verzichten müssten. „Ich werde dafür kämpfen“, kündigte eine Mieterin an. „Andere Mieter werden sogar ihre Wohnung verlieren“, gab eine Frau zu bedenken. „Wir müssen an die Zukunft denken, nicht nur an uns.“ – „Das Bewahren ist uns früher teuer zu stehen gekommen“, erinnerte jemand.

7000 Mitglieder

Die Gemeinde hat heute noch knapp 7000 Mitglieder. Hält die heutige Entwicklung an, wären es in 15 Jahren noch rund 6000 Mitglieder. Kalkuliert wird mit einer Pfarrstelle je 2750 Mitglieder.

Die Zahl der Vollzeitstellen für Pfarrer würde von heute drei auf noch 2,25 zurückgehen.

Der Unterhaltungsaufwand für Gebäude dürfte sich bis 2030 nur auf insgesamt 2,1 Millionen Euro belaufen. Bliebe es bei der hohen Zahl von insgesamt zehn Gebäuden, müssten tatsächlich aber rund 2,6 Millionen Euro dafür aufgebracht werden.

Ein Teilnehmer dachte noch weiter: „Warum nicht gleich auch mit dem Kindergarten umziehen?“ Das galt als zu teuer. „Warum nicht die Kirche aufgeben und in ein neues Mehrzweckgebäude investieren?“, lautete ein Vorschlag. „Das würde uns in Osterfeld Verachtung einbringen“, warnte ein ehemaliger Presbyter. So erschien doch das dritte Szenario als der gangbarste Weg.