Oberhausen. Zusammen mit dem Stadtarchiv Oberhausen soll wohl auch das städtische Schulmuseum von Tackenberg im Oberhausener Norden nach Lirich im Süden umziehen. Archiv und Museum teilen sich seit rund 13 Jahren einen Bereich in der Tackenberg-Grundschule. Die Stadt will das Grundstück verkaufen.

Zusammen mit dem Stadtarchiv soll wohl auch das städtische Schulmuseum von Tackenberg im Oberhausener Norden nach Lirich im Süden umziehen. Archiv und Museum teilen sich seit rund 13 Jahren einen Bereich in der Tackenberg-Grundschule. Weil die Stadt Gebäude und Grundstück aber verkaufen will, steht noch in diesem Jahr ein Umzug bevor.

Die Tackenbergschule läuft als eine von mehreren Grundschulen laut Ratsbeschluss mit dem Schuljahr 2014/2015 aus, weil die Schülerzahlen in der Stadt rückläufig sind. Weil das Gebäude aufgegeben wird, zieht das Stadtarchiv in die eher abgelegene, 2011 geschlossene Hauptschule Lirich um. Für knapp eine Million Euro soll diese ab März umgebaut werden. Im Sommer ist die Neueröffnung geplant. Als neuer Standort für das Museum steht nach Angaben der Stadt ebenfalls die ehemalige Hauptschule im Fokus. Dieser Standort werde derzeit geprüft, heißt es.

Der Eintritt ins Schulmuseum ist frei

Das Schulmuseum der Stadt Oberhausen im Archivgebäude an der Tackenbergstraße 54 können Klassen und andere Gruppen kostenfrei besuchen. Allerdings müssen sie sich vorher anmelden.

Möglich ist
das unter 669775 oder per E-Mail: schulkultur@oberhausen.de.

Das Schulmuseum hat die Diplompädagogin Olga Cahoj-Roosen, Mitarbeiterin im städtischen Bereich Schulkultur, seit Ende der 80er Jahre aufgebaut und 2001 eröffnet. Jährlich besuchen etwa 3000 Kinder und Erwachsene das Museum oder eine der dort stattfindenden Veranstaltungen. Der Eintritt ist frei.

Das zeireisende Klassenzimmer 

So sah das also damals aus: Unbequeme massive Holzbänke stehen in Reih und Glied zum erhöhten Lehrerpult gewandt, an der Tafel dahinter steht in Sütterlin-Schrift etwas für Jüngere kaum Lesbares, das sich in den Glasvitrinen mit präparierten Insekten spiegelt. Zahlreiche Exponate aus längst geschlossenen, zumeist Oberhausener Schulen stehen in dem historischen Klassenzimmer, das zum Schulmuseum der Stadt Oberhausen gehört. Es riecht nach stehengebliebener Zeit.

Das Schulmuseum ist ein mit Hingabe und Herzblut zusammengestelltes Kleinod, das durchaus versteckt in der zweiten Etage eines ungenutzten Gebäudes der Tackenbergschule schlummert – und für das nun ein neues, präsenteres Zuhause geschaffen werden muss. Das Museum soll offenbar mit dem benachbarten Stadtarchiv nach Lirich ziehen.

2001 mit zwei Anliegen gestartet

Jedes der Museumsstücke kennt Olga Cahoj-Roosen. Von Vitrine zu Vitrine läuft sie, greift mal nach einer Holzbox, in der ärmere Kinder einst als Tornister-Ersatz ihre Unterrichtsmaterialien mitbrachten, mal nach dem Globus mit alten Ländergrenzen. Die Pädagogin hat das Museum ab 1989 aufgebaut: In einer Zeit, in der viele Schulen schlossen, sammelte sie Mobiliar und Materialien, entwickelte ein Ausstellungskonzept.

Zusammenschluss wäre Chance

Ein historisches Klassenzimmer gibt es nicht nur in Oberhausen. Im Mülheimer Ortsteil Styrum hat der „Geschichtsgesprächskreis“ über 17 Jahre ein ebenso liebevoll eingerichtetes und geführtes Schulmuseum betrieben wie unseres in Tackenberg. Kürzlich musste das Mülheimer Museum aus den bisherigen Räumen ausziehen. Sämtliche Exponate wurde eingelagert – die Suche nach einem neuen Standort ist aufwändig. Sie bietet Oberhausen und Mülheim eine Chance. Statt zweier kleinerer Museen könnten die Städte mit gemeinsamem Geldbeutel einen Standort einrichten, dessen Strahlkraft über die Stadtgrenze hinausreichen würde. Zwar hielten die Mülheimer zuletzt dagegen, dass ihr Museum in Styrum bleiben soll. Doch darf daran erinnert werden: Den Ortsteil gibt es auf Mülheimer und Oberhausener Seite. Ein Zusammenschluss würde das Oberhausener Museum sicher aufwerten – es in einem ungenutzten, gerade frei stehenden Gebäude im zweiten Stock einzurichten, ist eine vertane Chance.

Mit dem 2001 eröffneten Museum verbindet Cahoj-Roosen noch heute zwei Anliegen: Sie wolle einerseits Kindern zeigen, welche Folgen die autoritäre Erziehung hatte – für die Gesellschaft und den Einzelnen. „Wer mit Prügel erzogen wurde, lernte nicht, wie er Probleme mit Worten löst.“ Friedenserziehung, Toleranz und einen kritischen Geist wolle sie fördern. Anderseits sollen Erwachsene bei Museumsgesprächen und Pädagogencafés einen Ort zum Reflektieren und Erinnern erhalten.

Rolle der „Frau Grimmig“ einnehmen

Rund 2,5 Stunden lang unterhält Cahoj-Roosen Gruppen, die das Schulmuseum auf Anmeldung besuchen. Sie erzählt Kindern von der schwarzen Pädagogik, eh sie selbst in ein historisches Kostüm schlüpft, um die Rolle der „Frau Grimmig“ einzunehmen.

Mit dem anstehenden Museumsumzug verknüpft Cahoj-Roosen die Hoffnung auf Räume, die barrierefrei im Erdgeschoss liegen. „Man kann nicht verlangen, dass Rollstühle die Treppen hinaufgetragen werden“, sagt sie aus Erfahrung. Auch platzten beide Lagerräume und des multifunktional genutzten Besucherraums aus allen Nähten. „Ich benötige mehr Platz für die Ausstellung.“

Dass diese ankommt, zeigen Einträge im Gästebuch des Schulmuseums: „Hoffentlich bleibt das historische Klassenzimmer sehr lange erhalten“, schreibt da eine Klasse.