Oberhausen. Nach der Insolvenz der Praktiker-Tochter “Max Bahr“ stehen viele Filialen vor dem Aus. Auch der Standort am Oberhausener Hirsch-Center ist von den Schließungen betroffen. Aus Angst vor der Arbeitslosigkeit zeigen die 39 Mitarbeiter des Hauses Eigeninitiative und suchen selbst nach einem Nachfolger.

„Alles muss raus“, schreit es vom großen Sticker am Eingang des Baumarkts. „Wir schließen.“ Mit der Insolvenz der Hamburger Baumarktkette „Max Bahr“ soll auch die Filiale am Hirsch-Center in Sterkrade schließen. Am 31. Januar ist Schluss, das sagt die Kündigung, die die 39 Mitarbeiter des Hauses bereits erhalten haben.

Doch die Belegschaft nimmt das nicht hin: Gemeinsam kämpfen die Mitarbeiter erbittert für den Erhalt ihres Arbeitsplatzes und des Marktes in Sterkrade – sie suchen auf eigene Faust einen neuen Betreiber.

Die treibende Kraft in dieser Suche ist Hermann Maes. Der 38-Jährige sitzt in einem leeren grauen Büro im ersten Stock des Baumarkts. Maes trägt einen dieser sonnengelben Pullover, die zur Arbeitskleidung von Max-Bahr gehören. Früher stand das „Praktiker“-Logo auf seiner Arbeitskleidung – seit 1999 lief der Markt am Hirsch-Center unter dieser Marke. Hermann Maes war, wie viele seiner Kollegen, von Anfang an dabei.

Hoffnung in die Marke Bahr

Als die Krise bei Praktiker begann, kandidierte der Oberhausener bei den Betriebsratswahlen. Er wollte wissen, was da los sei. Unsicherheit machte sich in der Filiale breit. Immer wieder wurde das Geschäft umstrukturiert, das Haus kam lange nicht zur Ruhe.

Am Jahresanfang sollte dies der Marken-Wechsel bringen. Deutschlandweit flaggte Praktiker 57 Filialen zur gelben Tochtermarke um, investierte kräftig, auch in Sterkrade. Der Aufschwung sei deutlich zu spüren gewesen, sagt Maes, die Zeichen hätten gut gestanden. Doch dann kam die Praktiker-Pleite, auch die als profitabel geltende Tochter Max Bahr geriet in die Insolvenz.

Nach dem ersten Schock hatten die Kollegen gemeinsam im Pausenraum gesessen. Gerade war bekannt geworden, dass die Dortmunder Baumarktkette Hellwig 73 Bahr-Märkte übernehmen werde.

Verkäufer seit Jahren im Geschäft

Nicht gekauft werden die ehemaligen Praktiker-Standorte. „Dann suchen wir selbst einen Käufer“, war die Idee im Pausenraum. Seitdem rufen die Sterkrader alle bekannten Baumarkt-Ketten an, sprechen mit der Interessenvertretung der Kaufleute im Stadtteil und der Politik.

Das Hirsch-Center sei ein hervorragender Standort, wirbt Maes: „Wir sind ein Nahversorgungsmarkt, geringe Durchschnitts-Bons, aber viele Kunden.“ Kunden, deren Vertrauen man genieße, sei ein hohes Gut. Denn die Verkäufer seien nicht nur seit Jahren im Geschäft, viele von ihnen sind gelernte Fachkräfte, Schreiner und Maler. „Die Kunden schätzen den Rat eines Handwerkers. Und kommen deshalb gerne wieder.“