Oberhausen. Detlef Sieg ist seit Mitte April neuer Leiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. 52-Jähriger setzt Tradition von Teambildung und Delegieren fort

. In dieser Woche hat er erstmals in seiner neuen Funktion als Direktor die Schulkonferenz geleitet – vorstellen musste sich Detlef Sieg der Schulgemeinde des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums aber eigentlich nicht. Der 52-Jährige arbeitet seit August 1994 als Lehrer für evangelische Religion und Geschichte, später auch Informatik an der Sterkrader Abitur-Schmiede. Mit den Aufgaben der Führung des 1906 erbauten Gymnasiums ist Detlef Sieg durchaus vertraut, im „Team der erweiterten Schulleitung habe ich diese unterstützt“, sagt Sieg – und als Oberstufenkoordinator hat er außerdem gearbeitet. Was Sieg jetzt noch kommissarisch macht.

Keiner, der Ideen ausbremst

Dennoch: Seit sich sowohl die Schulkonferenz als auch der Schulträger Oberhausen sowie die Bezirksregierung für ihn als neuen Direktor ausgesprochen haben und Detlef Sieg die Ernennungsurkunde Mitte April in den Händen hielt, trägt der überzeugte Pädagoge für derzeit noch 1062 Schüler, 75 Kollegen und 13 Referendare die Verantwortung. „Arbeitsreich“ seien seine Tage, sagt Sieg und holt Luft, zehn, zwölf Stunden kommen da schon zusammen.

„Eigentlich wollte ich nie Schulleiter werden“, verrät der neue „Freiherr“-Direktor, aber durch seine Arbeit in der erweiterten Schulleitung in den vergangenen Jahren „habe ich mich doch mit dem Gedanken beschäftigt und mich gefragt, wie wir eine Kontinuität hinbekommen“. Und am Ende dieses Entwicklungsprozesses war Detlef Sieg an dem Punkt, an dem er dachte: „Ich will keinen vor die Nase gesetzt bekommen, der meine oder unsere Ideen ausbremst“. Und er sagt deutlich: „Ich bin an der Arbeit interessiert, nicht an der Funktion als solche.“

Dabei war es am Anfang gar nicht sicher, dass es mit der Lehrer-Laufbahn von Detlef Sieg klappen würde. Wegen der schlechten Anstellungsaussichten wurde ihm einst vom Lehrer-Studium abgeraten. Tapfer schrieb sich Sieg, der „seit der Stufe elf“ Lehrer werden wollte, für Maschinenbau ein. Nach einem Semester war klar: „Das geht auf gar keinen Fall, ich muss etwas machen, bei dem ich mit Herz und Seele dabei bin“, sagt Sieg – und studierte fortan Religion und Geschichte an der Uni Duisburg. Doch die schlechten Berufs-Prognosen bewahrheiteten sich, der Jung-Pädagoge fand keine Stelle, ging als Doktorand zurück an die Hochschule, bewarb sich weiter und „durch Gottes Fügung oder glückliche Umstände bekam ich im Februar 1991 doch noch eine Stelle in Neuwied“. Aber Detlef Sieg wollte zurück an den Niederrhein, was nach drei Jahren glückte.

Die Tatsache, dass Detlef Sieg – er lebt mit seiner Familie in Wesel-Hamminkeln – fünf Kinder und bereits sieben Enkelkinder hat, ist sicher nicht von Nachteil für seine Schüler – auch für die Eltern nicht. Mit viel Einfühlungsvermögen und Lebenserfahrung sagt er entgegen der landläufigen Meinung: „Die Schüler heute sind nicht schwierig, es sind junge Menschen, die ihren Weg suchen, und dabei möchte ich sie begleiten. Man muss ihnen Freiraum lassen, ihnen aber auch Grenzen aufzeigen, Spielregeln vereinbaren, konsequent sein.“

Weiter ausbauen will Detlef Sieg die individuelle Förderung der Schüler – auch in den Jahrgangsstufen sieben bis neun. Lern-Probleme sollen früher erkannt, die Diagnostik institutionalisiert und vereinheitlicht werden. „Wenn das Gymnasium als solches zukunftsfähig bleiben will, müssen wir eine Kultur des Behaltens von Schülern bekommen“, sagt der Schulleiter. Zweitens will Sieg den MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) weiter entwickeln, derzeit strebt die Schule eine Zertifizierung an. Seit es die MINT-Profilklassen am „Freiherr“ gibt, haben sich laut Sieg die Anmeldezahlen verbessert.