Oberhausen. Aus Altersgründen gibt Ingrid Düsterloh nach 55 Jahren ihren Sterkrader Laden auf.

Die Entscheidung sei ihr nicht leicht gefallen, sagt Ingrid Düsterloh. „Ich habe viele Stammkunden und mit meinen Mitarbeiterinnen arbeite ich seit Jahrzehnten zusammen. Das wird mir sehr fehlen.“ Doch es sei Zeit, Abschied zu nehmen: Nach 55 Jahren schließt Ingrid Düsterloh am 22. Dezember ihr bekanntes Sterkrader Damenbekleidungsfachgeschäft „Bögeholz“ an der Ramgestraße.

Damit verliert das Stadtteilzentrum eines seiner inhabergeführten Fachgeschäfte mit hochwertiger Mode vor allem für die ältere Kundschaft. Auf die Ramgestraße kommt der dritte Leerstand innerhalb kurzer Zeit zu: Das Blumengeschäft „Art Floral“ ist zu, der Fotograf Charly K. Kanzen hat sein „Atelier Teriet“ geschlossen – als freischaffender Fotograf bleibt er aber zu erreichen.

Wegzug der Sparkasse schmerzte

Aus Altersgründen gibt nun Inhaberin Ingrid Düsterloh ihren Betrieb mit drei Angestellten auf, kürzlich ist sie 74 Jahre alt geworden. Einen Nachfolger habe sie nicht finden können. „Schade, dieses Geschäft würde jungen Menschen eine gute Chance bieten, sich ein Standbein zu schaffen.“ Selbst war Düsterloh Ende 20, als sie als gelernte Einzelhandelskauffrau in dem Sterkrader Fachgeschäft zu arbeiten begann, das ihr Onkel, Albert Bögeholz, gemeinsam mit seiner Frau Luise 1957 eröffnet hatte.

In den 50er Jahren hatte sich die Ramgestraße zu einer Geschäftsstraße entwickelt. In direkter Nähe zu Hutmoden, Juwelier und Eisdiele betrieb die Stadtsparkasse ihre Filiale. Nach dem Umzug des Kreditinstituts ins Sterkrader Tor stehen die alten Geschäftsräume leer. „Das hat viel ausgemacht, die Sparkasse, der Drogeriemarkt und Blumen Risse waren Geschäfte, die Leben nach Sterkrade gebracht haben.“ Weniger Laufkundschaft habe auch Düsterloh verzeichnet.

Gemacht für die Ewigkeit

Bei „Bögeholz“ einzukaufen, das ist auch immer ein Ausflug in eine vergangene Zeit: Das Mobiliar – von der schweren meterlangen Holztheke bis zu den Polstersesseln und hohen Holzschränken – stammt noch aus dem Gründungsjahr des Geschäfts. Gemacht für die Ewigkeit, gut gepflegt. Ein Stück damit auch stellvertretend für die Philosophie des Geschäfts selbst: Hochpreisige Mode, die weit weg vom Wegwerftrend billiger Saisonkleidungsstücke steht.

Größere Umbauarbeiten gab es nicht, noch immer führt eine schmale Wendeltreppe in den ersten verwinkelten Stock, in dem auch die Nähstube des Geschäfts zu finden ist: Alle Kleidungsstücke werden im Haus selbst geändert. Genauso gilt: Die Verkäuferinnen beraten jede einzelne Kundin – Selbstbedienung, wie man es aus anderen Geschäften kennt, findet nicht statt. „Der persönliche Kontakt zum Kunden ist mir sehr wichtig“, sagt Ingrid Düsterloh.

Am 22. Dezember schließt „Bögeholz“ nach einem großen Räumungsverkauf, Ingrid Düsterloh und ihre Mitarbeiterinnen Uta Jacob, Brigitte Voss und Ursula Kopp wollen sich bei ihren Kunden „für die lange treue Verbundenheit“ bedanken.