Oberhausen. CDU-Fraktionssprecher Michael Helmrich will die Verkehrsführung in Osterfeld-Mitte ändern.Um den Stadtteil voranzubringen, fordert er im Sommerinterview einen Masterplan

Die Vermarktung der Eishalle zieht sich wie Kaugummi, die Planung einer dritten Moschee an der Fahnhorststraße sorgt für Diskussionsstoff und immer mehr Immobilien in Osterfeld stehen leer: Michael Helmrich, Sprecher der Osterfelder CDU-Fraktion, spricht mit Redakteurin Stephanie Weltmann über die Aufreger im Stadtteil. Zum Interview wartet er am Eingang zum Olga-Gelände – gleich neben dem verfallenen Gartendom.

Herr Helmrich, warum treffen wir uns an der Olga?

Helmrich: Um auf zwei Probleme aufmerksam zu machen. Einerseits auf den Gartendom, der alle Osterfelder Bürger bedrückt. Anderseits wollte ich aber auch das Olga-Gelände selbst den Fokus rücken. Diese Grünanlage ist wirklich sehr schön, man könnte sie aber sehr viel besser vermarkten. Hier kann sehr viel mehr als „Olgas Rock“ oder „Ruhr in Love“ stattfinden. Wir haben nicht nur den Kaisergarten als Vorzeigefläche, sondern auch den Olga-Park. Auch wenn es die ein oder anderen Probleme gibt.

Zum Beispiel?

Die Menschen fühlen sich hier nicht sicher. Der Kommunale Ordnungsdienst und auch die Radstreife der Polizei müssen hier häufiger ran, damit dieses subjektive Sicherheitsgefühl wieder zunimmt. Und viele lassen ihre Hunde frei herumlaufen, dafür ist die Olga nicht gedacht. Für stärkere Kontrollen wollen wir uns einsetzen.

Der Gartendom trägt sein Übrigens zum Unsicherheitsgefühl bei.

Der Verwaltung und der Mehrheitspartei in dieser Stadt ist an dieser Stelle vorzuwerfen, dass sie zu wenig in der Vermittlerrolle getan haben. Der Gartendom ist in privater Hand, ja, aber man kann ihn stärker und besser bewerben.

Stimmen Sie Bezirksbürgermeister Pflugbeil zu, dass man auf den Gartendom verzichten kann?

Bevor der Gartendom weiter verfällt und die ersten Unfälle passieren? Ja. Vorab muss man allerdings über den Denkmalschutz des Doms diskutieren, ob nicht bereits eine Änderung dessen die Lage verbessern könnte.

Wo sehen Sie denn die zentralen Versäumnisse in Osterfeld?

Osterfeld wird stiefmütterlich von der Stadtverwaltung behandelt. Man entwickelt einen Masterplan für die alte Mitte, Osterfeld wird aber außer Acht gelassen. Dabei benötigt Osterfeld ebenfalls einen Masterplan, wir brauchen eine Bestandsaufnahme, müssen zielführend vorankommen. Dazu gehört auch eine Verkehrsbetrachtung durch externe Fachleute. Man muss die Frage stellen: Ist der Osterfelder Stadtteil mit dieser Verkehrsführung noch zeitgemäß?

Ist er das?

Nein. Warum öffnet man die Gildenstraße nicht zumindest für den ÖPNV? Dann hätten wir eine zentrale Bushaltestelle statt derzeit zwei dezentrale. Kunden werden immer mobiler, da muss es einfacher sein, zu den Geschäften in Osterfeld zu kommen. Auch muss die Verkehrsführung an der Osterfelder Straße dringend überarbeitet werden. Und ein Masterplan wird auch dahin gehen, wie man Leerflächen bebauen oder mit Leerständen umgehen kann.

Alte Immobilien also, wie der Bezirksbürgermeister sagt, abreißen?

Das kann ich nur unterstützen. Wir haben in der Vergangenheit aber genauso vorgeschlagen, dass die Gründung einer Gesellschaft durch Banken oder Genossenschaften angestoßen wird, die leerstehende Gebäude aufkauft, um diese zu sanieren oder abzureißen und dann diese gewonnenen Flächen zu vermarkten. Eine solche Gesellschaft könnte Immobilieninhaber auch an einen Tisch bringen, damit sie einzelne kleine Ladenlokale zu einem größeren zusammenbringen.

Ein Autohändler an der Fahnhorst­straße will sein Gelände entwickeln. Ist der geplante Lebensmittelmarkt positiv für Osterfeld?

Wir würden es nicht begrüßen, wenn dort ein Lebensmittelmarkt entsteht. An der Vestischen Straße gibt es ein kleines Zentrum, das würde unter diesem Markt leiden.

Was wollen Sie bis 2014 erreicht haben?

Neben dem Verkehrskonzept wollen wir Neubauten stärker unterstützen. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass der Dom vermarktet wird und dass die Olga stärker mit der Innenstadt verbunden wird.

An der Fahnhorstraße brennt ein weiteres Thema: die Moschee. Sie haben der Verwaltung mangelnde Transparenz vorgeworfen.

Warum hat man Streetworker nicht an der Diskussion beteiligt, warum nicht die Bürger? Hat man bedacht, dass eine muslimische Gemeinde nicht der anderen gleich ist? „Die zuständigen Planungsabteilungen der Stadt haben hier zügig und abteilungsübergreifend, schnell und unterstützend gearbeitet“ – dieser Satz fiel im Rahmen der Vermittlung der Immobilie. Wenn hier abteilungsübergreifend gearbeitet wird, hätte man zumindest der Bezirksvertretung von diesem Projekt berichten können und natürlich die in diesem Sozialraum tätigen Personen mit einbeziehen sollen. Wichtig ist aber auch, dass die Bürger rechtzeitig mitgenommen werden. Ob man die Verträglichkeit und die Ausrichtung der drei muslimischen Gemeinden miteinander bedacht hat, wage ich zu bezweifeln.

Welche Gefahr sehen Sie?

Ich habe vor allem die Gefahr gesehen, dass man so eine wichtige Diskussion hinter verschlossenen Türen geführt hat. Und das ist nicht richtig.

Wo soll diese Diskussion stattfinden? In der Bezirksvertretung?

Diskussionen sollten da geführt werden, wo Entscheidungen zu dem jeweiligen Thema getroffen werden können. Wichtig ist, dass die Bürger immer mit einbezogen werden und genau dieses ist wieder einmal versäumt worden.

Wo bleibt der politische Raum, das Forum, Ihren Masterplan zu entwickeln?

Die politische Kreativität gibt es ja trotzdem, eine Bezirksvertretung ist ein wichtiger Ort für die Meinungsfindung. Der Bürger hat hier die Möglichkeit, sich zu beteiligen.

Ist die Politik in Osterfeld kritisch genug?

Oppositionsarbeit im Stadtteil ist schwierig. Einerseits will man den Stadtteil voranbringen, ihn also nicht schlecht reden. Anderseits muss man Dinge aber offen ansprechen. Denn genau das versäumt die SPD. Wie kann man Besucher nach Osterfeld locken? Für uns zählt dazu eine längere Parkzeit. Eine Stunde ist einfach zu wenig.

Wie sähe Osterfeld unter einer CDU im Rathaus aus?

Wir hätten alles versucht, die Eishalle zu erhalten. Man hat das Gefühl, in Osterfeld wird immer mehr geschlossen. Eine CDU im Rathaus hätte sich dafür eingesetzt, die Eishalle für einen symbolischen Euro an einen neuen Betreiber zu vermarkten. Die Halle war ein wichtiger Treffpunkt für junge Menschen, der jetzt fehlt.

Zur Person

Michael Helmrich (51) ist in Duisburg geboren und in Oberhausen aufgewachsen. Mit der Einschulung des ersten von zwei Söhnen wurde er in den 90er Jahren in der Schulpflegschaft, später in der CDU aktiv.

Seit 2004 ist Helmrich Mitglied der Osterfelder Bezirksvertretung, deren Sprecher er auch ist. Als Kriminalbeamter arbeitet der Osterfelder in der IT-Forensik beim Polizeipräsidium Duisburg.