Oberhausen.. Die Apostelkirche unterstützt Bedürftige mit gespendeten Waren seit 15 Jahren. Die Nachfrage bleibt
Die Details zeichnen das Bild. Wie etwa die Blumen auf den Tischen und die Turnecke, in der Kinder lachend toben. Wie der leichte Essensgeruch, der sich im Gemeindesaal mit einem Gefühl von Zuhause ins Stimmengewirr der Erwachsenen mischt. Wie der feste Händedruck, mit dem Barbara Rudl, Sozialpädagogin in der evangelischen Apostelkirchengemeinde Tackenberg, ihre Gäste an der Tür empfängt, viele namentlich und jeden persönlich.
„Wir wollen helfen, aber nicht nur das. Wir wollen, dass sich die Menschen bei uns wohlfühlen.“
Seit 15 Jahren kümmert sich Barbara Rudl, Prädikantin und damit Predigthelferin bei der Apostelkirche, mit einem Team von zwölf engagierten Ehrenamtlichen um bedürftige Menschen. Um Menschen, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen und nicht „einfach so“ eine neue Hose kaufen können. Um Senioren, die viel Zeit allein verbringen und so viel zu sagen hätten. Um Familien, denen es am Notwendigsten fehlt.
Es werden immer mehr, sagt Barbara Rudl.
Mit Geschenken hat es angefangen
Seit 23 Jahren engagiert sie sich in der Gemeinde, schon früh habe sie gesehen, dass es Kinder aus sozial schwächeren Familien im Ortsteil an notwendigen Kleidungsstücken fehlte. „Da habe ich mal ein T-Shirt oder eine Hose verschenkt.“ Doch das reichte nicht: Als die Kinder fragten, ob Barbara Rudl nicht auch etwas für ihre Mütter hätte, begann die Sozialpädagogin in größerem Maß Kleiderspenden zu sammeln.
Bis zu 100 Gäste kommen heute zweimal im Monat zur sogenannten Kleiderkammer der Apostelkirche. Aus einem großen Fundus weggegebener Kleidung, Bett- und Tischwäsche können sie im Keller des Gotteshauses Passendes und Notwendiges aussuchen. Und mehr noch: Im Gemeindesaal sitzen Alt und Jung bei einer warmen Mahlzeit und Kuchen zusammen.
„Für mich ist das hier ein kleiner Ausflug“, sagt eine Frau im gelben T-Shirt. Sie habe fünf Kinder, für jedes von ihnen stets neue Kleidung zu kaufen, das könne sie sich nicht leisten. „Deshalb komme ich hierher“, sagt sie, nippt an ihrem Kaffee, eh sie mit ihrem Tischnachbar Erinnerungen über die gemeinsame Heimat, den Kosovo, austauscht.
Vor den beiden liegen weiße Zettel, die sie am Eingang zum Gemeindehaus bekommen haben. Weiß, gelb, grün, so werden die Frauen und Männer in Gruppen eingeteilt. Auf Zuruf durch ein Mikrofon stehen sie von den Esstischen auf, gehen die Wendeltreppe hinunter in den Keller, in die Kleiderkammer.
Kleiner Obolus zur Wertschätzung
Dort stehen sie einem Gewirr aus Stimmen und Stoffen gegenüber: Durch vier kleine Räume, bis an die Decke vollgepackt mit ordentlich zusammengelegten Kleidungsstücke, schieben sich Männer und Frauen, halten Hemden und Hosen ohne Wäscheschilder an den Körper, um die Größe zu bestimmen.
Hinter Tresen und an Kleiderstangen reichen die ehrenamtlichen Helfer T-Shirts, helfen beim Suchen. Monika Henn steht in einem weniger dicht bepackten Raum, ein Tisch sperrt den Zugang ab. Denn hinter ihr stapeln sich besonders gefragte Waren: Bettwäsche, Tischdecken, Taschen, auch Unterwäsche. Weil die Auswahl begrenzt ist, gibt Henn Dinge nur auf Anfrage heraus. Sie hilft, wenn jemandem eine deutsche Vokabel fehlt, lacht mit einer Frau, als diese einen Spitzen-BH aus der Schublade kramt und „Oh là là“ ruft.
„Ich mache das hier jetzt seit 15 Jahren und immer noch genauso gerne wie am ersten Tag“, sagt Henn mit so einer Überzeugung, dass man keinen Moment daran zweifeln will. Aus Menschenliebe, engagiere sie sich, zum Wohl aller. „Wir müssen doch zusammenhalten.“
Mit den Kleidungsstücken gehen die Frauen und Männer zur Kasse - denn bezahlen müssen sie durchaus. „Es soll schon ein richtiger Einkauf sein“, sagt Rudl. „So schätzt man die Dinge auch wert, die es hier gibt.“ Die Preisliste bleibt dabei überschaubar: Drei Handtücher für 50 Cent, eine Tischdecke für 50 Cent, Bettwäsche für 1 Euro. Die Einnahmen werden gesammelt - als Spenden kommen sie etwa den Kindern im Stadtteil zugute.
Kleider spenden
Um bedürftigen Menschen Kleidung bereitstellen zu können, sind Barbara Rudl und ihr Team auf Spenden und Unterstützung angewiesen. Den Kuchen etwa spendiert seit einigen Jahren die Sterkrader Konditorei Walbrodt. Mittagessen und Getränke steuern die Mitglieder der Kirchengemeinde bei.
Die Apostelkirche sammelt Erwachsenen- und Kinderbekleidung, Bett- und Tischwäsche in einem guten, sauberen Zustand. Abgeben kann man diese an der Dorstener Straße 406, in der Regel zwischen 9 Uhr und den frühen Abendstunden. Informationen unter www.apo-tackenberg.de und 60 05 41 (Barbara Rudl).