Oberhausen. .

Die Zukunft des beliebten „Bistro Jederman“ in Osterfeld ist offenbar gesichert. „Das erste Jahr ist gut gelaufen, wir sind im Soll“, sagt Paul Grünewald vom Caritasverband. „Das Jederman gehört zu Osterfeld und wir gehen davon aus, dass es auch bestehen bliebt.“ Mehr noch: Selbst in anderen Stadtteilen gibt es bereits den Wunsch nach einem eigenen „Jederman“.

Vor knapp einem Jahr startete die Caritas in dem komplett renovierten Pavillon am Osterfelder Marktplatz ihr Bistro. Eine Anschubfinanzierung von 100 000 Euro hatte der Wohlfahrtsverband vorgehalten, um das Jederman in den ersten zwei Jahren zu unterstützen. Das Risiko war groß, die Miete im Pavillon hoch. Dennoch, sagt Grünewald, Sozialpädagoge und Leiter des Franziskus-Hauses der Caritas, habe er von Anfang an das Gefühl gehabt: „Das ist was.“

Und wirklich: Bereits ein halbes Jahr nach der Eröffnung habe sich das Jederman mit seinen tagtäglich Hunderten Besuchern selbst getragen. Kein Plus-, aber auch kein Minusgeschäft.

Treffpunkt für Bürger

Den Osterfeldern erfüllte die Caritas damit den lange gehegten Wunsch nach einem gemütlichen zentralen Treffpunkt. Mehr noch bietet der Wohlfahrtsverband im Jederman aber Menschen, die eine Beeinträchtigung wie etwa eine psychische Erkrankung oder eine geistige Behinderung haben, eine Chance auf eine sinnvolle Beschäftigung. 32 dieser besonderen Mitarbeiter zählt das Bistro. Im Jederman sind sie eingebunden in den Arbeitsalltag, erfahren dort nicht nur die wichtige Anerkennung, die wohl jeder benötigt. Sie haben auch fünf pädagogisch ausgebildete Fachleute an der Seite, die helfen, wenn es einmal nicht rund läuft.

Zwei, deren Leben das Jederman verändert hat, sind Gudrun Kegelmann (50) und Thorsten Hoppmann (26). Fast vom ersten Tag an haben sie im Bistro mitgeholfen, beide sagen von sich, dass sie aufgeschlossener und selbstbewusster durch ihre Arbeit im Jederman geworden seien. „Ich war eher schüchtern. Wenn ich Gäste bedient habe, habe ich nicht die Menschen, sondern den Tisch angeschaut“, sagt Hoppmann. „Das ist irgendwann weggegangen. Du bist ja immer mit Menschen zusammen, die Gäste sind alle super nett und im Team habe ich Freunde gefunden.“ Seit zwei Jahren lebt Thorsten Hoppmann im Christophorus-Haus, in dem die Caritas jungen Menschen einen Platz bietet. Mit seiner gastronomischen Ausbildung hatte er im Jederman schnell seinen Platz gefunden, arbeitet mit so viel Begeisterung, dass er manchmal gar nicht merkt, wenn es zu viel wird. „Das muss ich noch lernen“, sagt er.

Dann sind es Menschen wie Sandra Arslan, die ihn auffangen. Arslan ist die gute Seele des Geschäfts. Sie macht die Schichtpläne, Bestellungen, bedient und nimmt sich als pädagogische Fachkraft die Zeit zum Zuhören. „Wer eine Pause braucht, der kann sie sich auch nehmen“, sagt sie.

„Genau das schätze ich so, dass ich mit einem Problem zu den anderen kommen kann“, ergänzt Gudrun Kegelmann. Die Osterfelderin erhält ambulant in ihrer Wohnung Hilfe mit Alltagsdingen, es war ihr Betreuer, der ihr zu einem Praktikum im Jederman geraten hat. Als Test. Anfangs sei sie kaum belastbar gewesen, konnte nur wenige Stunden in der Woche arbeiten.

Heute, nach einem Jahr im Bistro, nach einem Jahr mit den Osterfelder Gästen und Kollegen, benötigt sie nicht nur weniger Hilfe zu Hause, sondern arbeitet ohne Probleme auch doppelt so viele Stunden. „Hier hat man einen Platz, ich fühle mich wohl.“ Und mehr noch: „Ich möchte weiter machen, noch belastbarer werden und später einen richtigen Job haben.“ In welcher Branche, das braucht man nicht mehr zu fragen: „In der Gastronomie.“