Oberhausen. Schüler erleben in der Tabgha-Erlebnisschau „Unter Strom? Ausgepowert?“ ihre Grenzen. Ein Erfahrungsbericht
Lärm. Ein dröhnender Fernseher, ein klingelndes Telefon, sinnloses Gedudel. Dazu flackert buntes Licht im abgedunkelten „Stressraum“. Stationen der ungewöhnlichen Ausstellung „Unter Strom? Ausgepowert?“ in der Jugendkirche Tabgha und Schauplatz eines spannenden Experimentes.
„Ist ja wie in der Disco hier!“, bemerkt eine Schülerin. Stadtjugendseelsorger Stefan Wiesel, der mit zwei Mitarbeitern durch die Ausstellung führt, begrüßt die 24 Schüler der Gelsenkirchener Lessing-Realschule und stellt das Experiment vor. Dazu sollen die Schüler in der lauten Atmosphäre leichte Aufgaben lösen. Für diejenigen, denen es zu viel wird, ist in der Mitte des Raums ein roter Notausschalter, mit dem man den Lärm augenblicklich abschalten kann.
Eigene Kraftquellen suchen
Die Ausstellung „Unter Strom?“, die noch bis zum 1. April zu sehen ist, bietet in Anlehnung an das Jahresmotto der Jugendkirche – "Tabgha, Ort der sieben Quellen" – Besuchern die Möglichkeit, sich mit den eigenen Kraftquellen zu beschäftigen, mit Dingen, Orten und Personen, die Menschen ins Gleichgewicht bringen. Sie richtet sich in erster Linie an Schulklassen und Jugendgruppen ab 14 Jahre. In drei Räumen, dem Stressraum, dem Ich-Raum und dem Kraftraum, sollen Besucher sich durch verschiedene Übungen selbst näher kommen.
Während die Schüler die Aufgaben auf den Zetteln bearbeiten, erreicht der Lärm einen neuen Höhepunkt: Wiesel läuft mit einem Megafon durch die Reihen der Schüler und ruft „Weitermachen! Schneller!“ Ein Schüler hat sich Kopfhörer ins Ohr gesteckt und seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, eine Schülerin schlägt entnervt die Hände vors Gesicht. Die Stimmung wird von Minute zu Minute gereizter, aber keiner aus der Gruppe will als erster den Notausschalter drücken. 20 Minuten vergehen, bevor Julez das Experiment abbricht.
Am liebsten ausrasten
Die plötzliche Stille scheint allen gut zu tun, manche atmen erleichtert auf. Eine Schülerin sagt, sie hätte ausrasten können. Warum hat sie es dann nicht getan? „Ich hab mich am Riemen gerissen.“
Der zweite Teil findet im „Ich-Raum“ statt. Hier haben die Schüler nach einer Entspannungsübung Gelegenheit, ihren eigenen Gefühlen mit Stift und Papier, Knetmasse und anderen Bastelmaterialien Ausdruck zu verleihen. Auf einer Holzwippe sollen die Schüler lernen, die Balance zu finden.
Den letzten Teil der Führung bildet der „Kraftraum“. Sieben „Kraftquellen“ symbolisieren Tätigkeiten, Personen oder Orte, die Menschen helfen, in die Waage zu kommen und neue Kraft zu tanken. Dazu gehören Musik, Sport, Rituale und Gebete, besondere Orte, Mitmenschen, Worte oder belebende Aktivitäten. Jeder Schüler soll hier für sich herausfinden, was ihm hilft, Balance zu finden im Leben.
Unter Strom oder ausgepowert
Zum Abschluss verteilt Stefan Wiesel Phasenprüfer. Er sei ein Symbol für die unterschiedlichen Zustände, in denen Menschen sich befinden können – unter Strom oder ausgepowert.
Ein Schüler empfand die Führung als „Reise in mich selbst“, eine Schülerin sagt: „Ich kann für mich mitnehmen, dass ich ein Mensch bin, der Stress braucht.“ Ob ausgepowert oder unter Strom – die Schüler wissen jetzt etwas besser über sich selbst Bescheid.
Termine nach Vereinbarung
Die Ausstellung „Unter Strom“ in der Jugendkirche ist noch bis Sonntag, 1. April, geöffnet. Termine für Schulklassen, Firmgruppen, Jugendgruppen und Interessierte nach Vereinbarung. Weitere Informationen gibt bei der Jugendkirche Tabgha, Fichtestraße 17, 62 147 17 oder www.jugendkirche-oberhausen.de.