Holten/Mattlerbusch. . Das Projekt in Kooperation von Alsbachtal e.V. und LVR-Niederrhein bietet etwa 90 behinderten und nichtbehinderten Bewohnern ein Zuhause.
Es ist Zeit zum Feiern: Das inklusive Wohnquartier „Wir am Mattlerbusch“ am Könzgenplatz an der Duisburger Stadtgrenze besteht seit fünf Jahren. In diesem Quartier wohnen etwa 90 Menschen – mit und ohne Behinderung. Dieses Projekt ist eine Kooperation des Vereins für körper- und mehrfachbehinderte Menschen Alsbachtal e.V. und des LVR-HPH-Netzes Niederrhein. Es bietet Wohnraum in vier Häusern.
Zum fünften Geburtstag stellen die Bewohner und Verantwortlichen ihren Wohnraum näher vor. Brigitte und Wilhelm Berians sind glücklich: Ihr Sohn Daniel (32) wohnt seit 2013 hier. Da er Autist ist, war das heimische Wohnen nicht immer einfach. Umso besser läuft es im Quartier. Auch die Distanz ist optimal. „Es ist weit genug weg von zu Hause, aber dennoch nah genug, um eine kurze Anfahrt zu haben“, sagt Brigitte Berians. „Dazu ist der Bezug zu Holten gegeben und viele Möglichkeiten zur Unterhaltung wie die Nachtwächterführung oder das Maifest sind vorhanden“. Das Wohnformat mit vielen Wohnungen sei optimal für ihren Daniel.
Freizeitangebote für die Bewohner
Ihr Sohn und die anderen Bewohner können unter vielen Freizeitangeboten wählen. „Laufende Angebote hier sind unter anderem eine Walkinggruppe, ein Näh- und Strickcafé, eine Kochgruppe und die Beteiligung an Stadtteil- und Gemeindefesten“, erklärt Corinna Depenbrock vom Quartiersmanagement.
„Wir bieten Wohnraum in Verbindung mit Freizeitangeboten.“ Die Teilnahme von Bürgern aus der Umgebung ist jederzeit möglich und ausdrücklich erwünscht. In einem Schaukasten hängen dazu für alle Interessierten Informationen aus.
Eva Binkowska ist ehrenamtliche Mitarbeiterin im Quartier. Sie betreut vor allem die Musikgruppe. „Ich habe überlegt, welche sinnvolle Beschäftigung ich während meiner Rente noch tun kann und bin hierauf gestoßen“, erzählt sie. „Ich mag die Gemeinschaftsarbeit. Man muss aber abwägen, wie man mit den Bewohnern umgeht.“
Zum Planungsstart vor dem Bau sagt Walburga Lindemann, Leiterin des LVR-HPZ-Netzes: „Wir haben uns mit dem Alsbachtal e.V. zusammengetan, weil nichts da war und wir überlegt haben, was man mit Bewohnern in Gang bringen kann“. Corinna Depenbrock fügt hinzu: „Wichtig war die Inklusion. Man hätte sonst ja auch einfach so ein paar Häuser hier hin bauen können“. Ziel sei, die Isolation der Bewohner aufzulösen.
Bewohnerin Konstantina Katsoarou lobt diese Gemeinschaft: „Es ist gut, dass man hier zusammen lebt und doch seinen eigenen Freiraum hat“, sagt sie. „Ist so ähnlich, als wenn man ständig in der Reha wäre“. Ilona Hoschek sieht das ähnlich: „Hier wohnen Jung und Alt zusammen. Ich habe vorher in einer WG gewohnt. Nachdem ich nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen bin, kann ich jetzt auch alleine wohnen“, erzählt sie glücklich.
Lange Wartelisten
Das Projekt findet auch über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung. „Wir hatten schon aus ganz Deutschland und aus Holland, die in der Branche als führend gelten, Besuch“, erzählt Corinna Depenbrock. Wer einziehen möchte, muss sich jedoch lange gedulden: „Wir sind ausgebucht und haben lange Wartelisten“, erklärt Depenbrock.
Gefördert wird das Projekt bis Ende 2018 durch die Aktion Mensch. „Wir hoffen, dass es danach noch weiter geht“, sagt Corinna Depenbrock. Walburga Lindemann sieht „eine gute Basis, die aber noch ausbaufähig ist. Wir hoffen auf weitere Interessierte aus der Nachbarschaft.“