Oberhausen. . Der Herr von Burg Vondern ist 30 Jahre jung und wohnt seit zwei Jahren in dem historischen Gemäuer – er fühlt sich dort richtig wohl.
- 30-Jähriger ist in dem historischen Gemäuer auf 52 Quadratmetern daheim
- „Das Ambiente macht schon was her“, sagt Sebastian Ilberg
- Besonders gefallen ihm die hohen Wände von bis zu 4,50 Metern
Die Pizzalieferanten haben sich mittlerweile an die Adresse von Sebastian Ilberg gewöhnt. Die erste Lieferung muss aber recht ulkig gewesen sein: Die leckere Calzone dampft in der Pizzaschachtel, der Fahrer fährt langsam die Arminstraße hinunter. Doch am Wegesrand stehen keine Wohnungen, nur die hochherrschaftliche Burg Vondern thront inmitten grüner Landschaft. Da wohnt doch keiner! Oh doch: Sebastian Ilberg hat vor rund zwei Jahren sein Domizil im Herrenhaus der Burg bezogen.
Probleme beim Fensterputzen
Und wenn es nach ihm ginge, wird er auch noch einige Jahre hier wohnen bleiben. „Das Ambiente macht schon was her“, sagt der 30-Jährige und grinst. Er genießt die Ruhe – und nutzt sie derzeit hauptsächlich zum Lernen. Sebastian Ilberg studiert Geschichte und christliche Studien. Nach seinem Bachelor nimmt er nun seinen Master-Abschluss in Angriff.
Geschichte – das passt ja. Und es ist ein Grund dafür, dass der Förderkreis den jungen Oberhausener in der Burg hat einziehen lassen. Ilberg ist selbst in dem Verein aktiv; er kennt sich nicht nur mit der Burg und ihrer Historie aus, er weiß sie auch wertzuschätzen.
Und er kümmert sich, wo er kann: Kleine Reparaturen übernimmt er selbst. Größere Schäden meldet er sofort. Liegt auf dem Gelände Müll, sammelt er ihn auf. „Ich wohne hier; ich fühle mich deshalb auch verantwortlich.“ Nur beim Fensterputzen muss er passen. „Von innen ist das gar kein Problem.“ Für die Außenreinigung der isolierten Doppelfenster muss allerdings ein Fachmann ran.
52 Quadratmeter groß ist die Wohnung von Sebastian Ilberg. Besonders gefallen ihm die hohen Wände von bis zu 4,50 Metern. An einer hängt eine irische Flagge – der 30-Jährige ist fasziniert von der Geschichte der Insel. In einer anderen Ecke der Wohnungen stehen Hellebarden und andere Mittelalter-Requisiten. Der 30-Jährige ist regelmäßig auf historischen Märkten und Festivals unterwegs – in Oberhausen und dem gesamten Ruhrgebiet. „Ich möchte den Leuten Geschichte näherbringen.“
Allein auf weiter Flur
Sein Herzensanliegen: Wissen vermitteln und den Spaß dabei nicht verlieren. Passend dazu hat er sich für seine Masterarbeit das Thema historischer Karneval vorgenommen. Wie sah der Karneval Ende des 19. Jahrhunderts aus? Und wie sah das Ruhrgebiet im Kaiserreich aus? Die Bücher dazu stapeln sich auf dem langen Holztisch im Wohnzimmer.
Doch zurück in die Gegenwart: Manchmal merke er schon, dass er recht alleine ist auf weiter Flur. Andererseits sei er bei Veranstaltungen immer sofort mittendrin dabei, wie bei den Feierlichkeiten zum 750-jährigen Bestehen der Burg am Wochenende. Diese Mischung habe einen ganz besonderen Reiz, sagt Sebastian Ilberg.
Von seiner Faszination möchte er gerne etwas abgeben. „Die Burg Vondern ist ein wichtiges historisches Zeugnis für Oberhausen.“ Er kann nur jedem empfehlen, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen. Der Förderkreis bietet auch Führungen an.