Oberhausen. . In Oberhausen-Buschhausen bricht ein Geschäft weg, das viele noch aus ihre Kindheit kennen dürften. Gabriele Köllmann muss mit 55 Jahren neu anfangen. Die Post sucht Ersatz für diese Partnerfiliale

Für Gabriele Köllmann steckt in den nächsten Tagen ein Abschied, den sie noch gar nicht nehmen wollte.

Zum letzten Mal wird sie am Mittwoch die Tür zu ihrem Laden aufschließen, an den Reihen mit Zeitschriften, Schreibwaren und an der gelben Beratungsecke von Post und Postband vorbeigehen zu dem Tresen, hinter dem sie die Bürger und Kunden aus Buschhausen seit Jahrzehnten kennen.

16 Jahre lang Partner der Post

1949 hatte Gabriele Köllmanns Vater unter dem Namen seiner Familie dieses Geschäft für Bedarfswaren eröffnet. Nach 66 Jahren muss die Tochter es am Mittwoch schließen, weil ihr eine wichtige Einnahmequelle weggebrochen ist: Die Noch-Deutsche-Bank-Tochter „Postbank“ hat ihr die Zusammenarbeit als sogenannte Partnerfiliale aufgekündigt. 16 Jahre lang hat Köllmann auch den Service von Post und Postbank in ihrem Schreib- und Bedarfswarengeschäft angeboten und dafür Provision erhalten. Urplötzlich sei der Vertrag für Finanzdienstleistungen gekündigt worden. „Ohne kann ich den Laden aber nicht halten.“

Damit schließt ein Geschäft, das viele Buschhausener noch aus ihrer Kindheit kennen dürften: 1949 eröffnet wuchs das Warenangebot an der Thüringer Straße unter der emsigen Hand von Karl-Heinz Köllmann und seiner Frau so sehr, dass 1981 der Platz nicht mehr reichte. An der Friesenstraße eröffneten sie neu auf 180 Quadratmetern auch mit Schulbedarf und Spielwaren. 1984 stieg Gabriele Köllmann ins Geschäft ein, übernahm es später. Immer häufiger merkte sie aber, dass sich Kunden nur noch beraten ließen: „Gekauft wurde woanders“, sagt Köllmann.

Durch Zufall erfuhr sie 1999, dass die Post Einzelhändler suchte, die in ihren Geschäften auch den Service des Konzerns anbieten würden. Nach 16 Jahren Erfahrung mit Briefgeheimnis und Produkten der Postbank sagt Köllmann: „Wir sind Nahversorger hier in Buschhausen.“ Von bis zu 200 Kunden am Tag spricht sie.

Umzug zurück ins Elternhaus

Doch das große Lokal ließ sich bald nicht mehr finanzieren und so zog Köllmann wieder ins Elternhaus an der Thüringer Straße. Teuer sanieren ließ sie es und war doch guter Dinge. Mit Post und Postbank als Vertragspartner sei es gut gelaufen – als Anfang 2015 neue Provisionsverträge kamen, habe sie im Gegensatz zu anderen Partnerfilialisten unterschrieben. „Dadurch hatte ich weniger Einnahmen, von fünf Angestellten konnte ich nur drei halten, aber ich dachte, das klappt schon.“ Bis zum 26. Mai, als die Bank ihr kündigte.

Nicht rentabel genug sei die Filiale, das geht aus Antworten hervor, die Köllmann auf ihre vehementen Faxe erhalten hat. Beim Post-Konzern heißt es offiziell nur, Auslastung und Umsatz in der Buschhausener Filiale seien nicht ausreichend gewesen.

„Ich wollte erst weitermachen, es ging um die Existenz von mir und meinen Mitarbeitern“, sagt Köllmann. Doch ohne die Einnahmen durch die Bank sei der Laden nicht zu tragen gewesen. „Ich habe also die Reißleine gezogen.“ Das Elternhaus ist verkauft, alle übrigen Verträge über Dienstleistungen für die Deutsche Post sind gekündigt. Köllmanns Mitarbeiter haben neue Jobs, sie selbst hilft bald in einem anderem Geschäft aus. „Ich fange noch einmal neu an. Mittlerweile freue ich mich darauf.“ Die Deutsche Post sucht derweil für sich und die Bank nach einem neuen Partner.