Oberhausen. Das Problem: Außenwand und Decke des Leipziger Hauptbahnhofs müssen so stabilisiert werden, dass keine Veränderungen am denkmalgeschützten Gebäude erforderlich sind. Eine Aufgabenstellung nach dem Geschmack des Ingenieurbüros Diekmann – einer weltweit arbeitenden Denkfabrik in Sterkrade.
Das Problem: Außenwand und Decke des altehrwürdigen Leipziger Hauptbahnhofs müssen so stabilisiert und abgefangen werden, dass keine Veränderungen am denkmalgeschützten Gebäude erforderlich sind. Eine knifflige Aufgabenstellung, ganz nach dem Geschmack des Ingenieurbüros Diekmann – einer weltweit arbeitenden Denkfabrik mitten in Sterkrade.
Die gesamte Fassade wurde lediglich mit Hilfe der Klemmwirkung einer vom Diekmann-Team ersonnenen Stahlkonstruktion stabilisiert. Dazu war nur eine Innenstütze erforderlich, während die ursprünglich projektierte Version zahlreiche Abstützungen erforderte. Geld und Zeit wurden gespart.
„Irgendjemand fragt uns nach einer Lösung. Und wir finden sie für ihn”, beschreibt Firmenchef Dr.-Ing. Christoph Diekmann mit leichtem Understatement das Spektrums des Unternehmens, das vor 55 Jahren von seinem Vater Wilhelm Diekmann gegründet wurde. Überhaupt liegt die Affinität zum Stahlbau in der Familie: Großvater Theodor war Schmied bei der GHH. Womit der Bogen zu einem anderem Diekmann-Projekt geschlagen ist: Dem Konzept des Brandschutz für das Technische Rathaus, dem früheren Verwaltungssitz der GHH. Das Anfang der 50er Jahre in reiner Stahlskelett-Bauweise errichtete Gebäude genügte nicht mehr den Vorschriften. Diese besagen, dass eine solche Konstruktion 90 Minuten auch glühender Hitze standhalten muss. Statt der Verkleidung der Fassade, die damals zwei Mio DM gekostet hätte, empfahlen die Diekmänner, die Stahlprofile von innen mit Beton auszugießen, was sogar noch die Standsicherheit erhöht. Und sparten dadurch sogar zwei Drittel der angesetzten Kosten ein.
Andere Frage: Wie stark weht der Wind in einer Kirche? Und damit ist nicht der theologische Wind gemeint. Eine rein akademische Fragestellung, könnte man meinen.
Die Glaswand im Gotteshaus
Doch wenn sich mitten durch das Gotteshaus eine 14 Meter hohe Glaswand zieht, wie in St. Bernardus geschehen, könnte ein Sturm bei ge-öffneten Türen Menschen gefährden. Auch hier rechnete und tüftelte Diekmann. Und kam auf die sichere Seite. In Oberhausen steckt das Know-how des 25 Mitarbeiter zählenden Unternehmens, das für Planung, Statik, Konstruktion und Bauleitung steht, noch in vielen anderen Projekten, zum Beispiel in der ÖPNV-Trasse, der Werthfeld- und der blauen Brücke am Gasometer.
Weiter östlich, in Hamm, konstruierten die Diekmänner die Kletterschalung für einen 180 m hohen Kraftwerkskühlturm, dessen Betonhülle nur eine Wandstärke von zehn cm aufweist. Und im Süden der USA, in Columbus (Mississippi) kreierten sie einen 50 m hohen Speicherturm, der es ermöglicht, im laufenden Betrieb eines Stahlwerks Endlosbleche, die anschließend zu Coils gerollt werden, zwischenzulagern.
Es sind Stahlunternehmen aus aller Welt, die auf der Diekmann-Kundenliste stehen. Aus Korea, Brasilien, Indien, Russland, China, dem Iran und anderen Ländern. Spüren die Sterkrader etwas von der weltweiten Wirtschaftskrise? „Na klar”, sagt Christoph Diekmann. „Im November wurden zwei große Vorhaben gestoppt. Nichts ging mehr. Aber im Moment sind wir gut beschäftigt. Und die Welt wird sich immer weiter drehen.”