Auf den städtischen Friedhöfen in Oberhausen sollen erst ab Mai 2015 keine Grabsteine mehr stehen, die von Kindern bearbeitet wurden. Von dem Vorstoß der Linken, sich deutlich früher gegen billige Grabsteine auszusprechen, die Kinder in Indien teuer zu stehen kommen, riet Rechtsdezernent Frank Motschull bei der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses ab. Die Politik solle ein fürs Frühjahr angekündigtes neues Landesgesetz abwarten um möglichen Klagen von Steinmetzen auszuweichen.

Andere Kommunen, die in ihren Friedhofssatzungen bereits im Vorfeld Grabsteine ohne Kinderarbeit verankert haben, seien damit bereits vor deutschen Gerichten gescheitert, so Motschull: „Die Satzungsänderung wurde als Eingriff in die Berufsausübung der Steinmetze verstanden, auch gibt es noch keine ausreichenden Fair-Trade-Siegel für Grabsteine.“

Nach Schätzungen der Initiative „Aktiv gegen Kinderarbeit“ kommen rund zwei Drittel aller Grabsteine auf deutschen Friedhöfen aus Indien, wo bis zu 150 000 Kinder in Steinbrüchen arbeiten. Die Kinder arbeiten bei teils über 40 Grad Celsius, sie sind nicht ausreichend geschützt, was zu schweren Gesundheitsschäden führt. Martin Goeke, Oberhausener Ratsmitglied der Linken, verwies zudem auf die Internationale Arbeitsorganisation ILO, die seit Jahrzehnten gegen Kinderarbeit kämpft.

Letztlich einigten sich die Parteien auf eine Änderung der Friedhofssatzung im Mai 2015 – lediglich gegen eine Stimme von BOB wurde dem so abgewandelten Antrag zugestimmt. Dann, so machten Vertreter der CDU deutlich, sollten auch die Kirchengemeinden an einen Tisch geholt werden. Auch sie sollten ihre Friedhofssatzungen anpassen.

Oberhausen ist seit September 2013 Fair-Trade-Stadt. Für diesen Titel musste nachgewiesen werden, dass es im lokalen Einzelhandel fair gehandelte Produkte gibt.