Vorgesehen war für die Matinee auf Burg Vondern eigentlich ein Duo in der Besetzung Cello und Akkordeon. Da aber die Cellistin erkrankt war, musste kurzfristig für Ersatz gesorgt werden. Die am Genter Konservatorium tätige Bratschistin Esra Pehlivanli konnte nach Oberhausen geholt werden. Zusammen mit Marco Kassel, Akkordeon-Professor an der Detmolder Hochschule, bildet sie seit zehn Jahren das auch international erfolgreiche „Duo Mares“. Mit Bratsche und Akkordeon wurde die Besetzung des Konzerts so noch aparter.
Dabei wurde gleich bei den ersten Tönen klar, dass von „Ersatz“ keine Rede sein konnte. Ungemein sinnlich-flexibler Klang und raffinierte Intonation auf der Bratsche, auf dem Akkordeon die Farben des Orchesters, aber beweglicher und spontaner, als es ein großes Ensemble sein könnte: So wurden schon zu Beginn die Liedbearbeitungen der „Suite Populaire Espagnol“ von de Falla zu stimmungsmäßig dichten Kostbarkeiten. Dass sich das Duo auch auf musikalischen Humor versteht, zeigte der skurril-parodistische „Falsche Tango“ des holländischen Komponisten Nico Huijbregts, dessen groteske Züge voll ausgespielt wurden.
Klanglich interessant auch die Synthese von türkischer Folkloristik mit Strukturelementen moderner „Minimal Music“ in „Perpetuum Mobile“ des türkischen Komponisten Gökce Altay. Eine Zusammenfassung verschiedener Habaneras gipfelte nach Ravel und Satie in einem bekannten „Ohrwurm“ von Albéniz.
Was wäre ein Tango-Konzert ohne dessen Großmeister Astor Piazzolla, der in seinem „Tango Nuevo“ die sozialen Spannungen und zerklüfteten Seelenlandschaften des Ursprungs Gestalt werden lässt? Aus seiner stilistisch sehr interessanten „Histoire du Tango“ waren zwei Sätze zu hören, die Situation 1930 und 1960 charakterisierend. Und dann natürlich sein bekanntestes: „Le Grand Tango“, dem großen Mstislaw Rostropowitsch gewidmet: Mit energischem Zugriff, die innere Spannung auch im langsamen Teil nicht nachlassend und sich steigernd zu einem frenetisch besessenen Insistieren.
Ungewöhnlich für die Matineen auf Burg Vondern: Es gab noch unbesetzte Plätze. Schade. Wer nicht da war, hat etwas versäumt.