Oberhausen. . „Das Beste kommt zum Schluss“: Peter Kraus verabschiedet sich mit seiner Tournee in der König-Pilsener-Arena. Doch auf weitere Auftritte werden die 2.600 Fans wohl nicht lange warten müssen. Er spielt ein Konzert mit viel Selbstironie und beherrscht noch seinen Hüftschwung.

Peter Kraus hat in seiner Karriere so ziemlich alles gesehen: sieben Päpste, acht Kanzler. Der 75-Jährige steht seit sechs Jahrzehnten auf der Bühne, aber nun zieht es den Rock’n’Roller in den Ruhestand. Seine Tournee nennt er „Das Beste kommt zum Schluss“. Am Freitagabend lockte er 2600 Fans in die stark verkleinerte Arena.

Doch dem gebürtigen Münchner mit österreichischem Pass juckt es noch viel zu sehr in den Beinen, um brav „im Garten Rosen zu züchten“. Und so braucht es keine prophetischen Fähigkeiten, um zu wissen, was Peter Kraus meint, wenn er im letzten Konzertdrittel sagt: „Ich glaube, dass diese Tournee sehr, sehr lange dauern wird.“

Ein Konzert mit viel Selbstironie

Den Spaß hat Peter Kraus jedenfalls nicht verloren und so garniert er das zweieinhalbstündige Konzert mit Selbstironie und schwadroniert über das Alter und seine Rolle als Frauenschwarm: „Früher ist die Damenunterwäsche auf die Bühne geflogen. Und heute fliegt sie immer noch. Aber sie ist größer geworden.“

Das Jungenhafte ist nicht aus seinem Gesicht verschwunden. Den Hüftschwung kann er immer noch. Und ja: Es wird weiterhin gekreischt. Beim Song „So wie ein Tiger“ knöpft Kraus sein Hemd auf. Rockt. Rollt. Verbiegt seine Beine nach hinten. Kreist mit den Armen. Kraus: „Früher habe ich danach ein Bier gebraucht. Heute ist es Branntwein — Franz Branntwein!“

Getanzt wird im Petticoat

In der Kulisse flimmert ein riesiger alter Fernseher. Er zeigt Peter Kraus als Mimen. Filme wie „Happy-End am Wörthersee“ (1964) laufen heute noch immer in einer Dauerschleife im Nachmittagsprogramm der Dritten.

Im Publikum sieht man einige jüngere Frauen im Petticoat. Es geht weit zurück in die 50er Jahre. Zwischendurch wird auf den Gängen getanzt. Wenn Peter Kraus Schmuselieder von Elvis wie „Love me Tender“ singt, wird es leise. Danach stehen die Beine nicht still. Kraus: „Ich bin ja der Erfinder des Rock’n’Roll und hatte das Pech, dass mich die Amis kopiert haben.“ Ein bisschen Spaß muss sein.

Auf seinem Album „Zeitensprung“ transportierte Kraus zuletzt moderne Popsongs wie „Hamma“ von Culcha Candela in die Rock’n’Roll-Zeit. Nach einer ähnlichen Cover-Offensive von Kollege Heino besitzen diese Ausflüge aber weniger Charme.

Wunderbar ist es, wenn er einfach nur erzählt. Sein Song „Sexy Hexy“ galt einst als Gipfel der Verruchtheit, „weil in einem deutschen Schlager das Wort sexy vorkam.“ Dabei sei man sich beim Tanzen doch näher gekommen, meint Kraus. „Tanzen, das ist die senkrechte Ausübung eines waagerechten Verlangens.“