Er ist wandelbar, dieser Genosse. Mal trifft man ihn in bequemen Sandalen an, wie er immer leicht abgehetzt auf der Straßenkarte die mit Kuli umkringelten Zielorte im Blick hat. Mal kommt er in Massen, ganze Busladungen voll mit Menschen, deren Kameras von der Schulter wippen. Und mal ist er allein, schleicht durch die Seitenstraßen, immer auf der Suche nach dem Ursprünglichen, dem einen Eckchen, das vor ihm kein anderer gesehen hat. Doch egal wie er daherkommt, der Tourist folgt meist demselben Antrieb: Er ist neugierig, zeigt Interesse und will die besuchte Stadt kennen lernen.
Oberhausen nun rückt immer mehr in den Fokus dieses Touristen und darauf darf die Stadt erst einmal stolz sein. Auch wenn der Oberhausener häufig über das Centro meckert, mit der Neuen Mitte samt Einkaufszentrum, Gasometer und Arena ist es unserer Stadt gelungen, interessanter für Gäste zu werden: Die Besucherzahlen klettern stetig nach oben. Naturgemäß will die klamme Stadtkasse von diesem Zustrom profitieren. Touristen, die in Oberhausen übernachten, sollen mit einer Bettensteuer belastet werden. Doch das ist schlechte Werbung für eine Stadt, die sich als Touristikstandort mit ab 2015 eigenem Studiengang weiter behaupten will. Denn Oberhausen ist anders als Weimar oder Köln noch kein gefestigter Besuchermagnet und noch kein Muss unter den Reisezielen. Eine steuerliche Abgabe kann da sogar Besucher abschrecken.
Zudem würde der Tourismus von der Steuer gar nicht profitieren: Anders als etwa in Kurorten, in denen oft selbst Tagesgäste einen Beitrag abdrücken müssen, soll in Oberhausen die Bettensteuer wie andere Steuern in den allgemeinen Haushalt fließen. Der Tourist wird nur zur Kasse gebeten – und hat davon erst einmal nichts.
Auch profitiert Oberhausen wirtschaftlich schon längst von seinen Gästen. Touristen besuchen unsere Museen und Theater, sie gehen essen oder bummeln, sie sorgen mit ihrer Nachfrage sogar für touristische Neuansiedlungen und schaffen somit Arbeitsplätze. Wenn es ihnen in der Stadt gefällt, dann machen sie kostenlos Werbung – auch unter potenziellen Neubürgern.
Die Bettensteuer wird sicher nicht zum heftigen Einbruch der Touristenzahlen führen. Aber es ist nicht gastfreundlich, genau diejenigen zur Kasse zu bieten, die sich für unsere Stadt interessieren.