Drei Tage lang findet auf der Niebuhrg wieder das Spaceritter-Festival statt. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche stoßen Lustige und Grauenhafte aus allen Zeiten aufeinander.

Drei Tage lang sind im Theater an der Niebuhrg die Grenzen von Raum und Zeit überwunden, beim Spaceritter-Festival 2014. Was in den vergangenen Jahrhunderten Furcht und Schrecken verbreitete, aber auch Achtung gebot oder zum Lachen Anlass gab, gibt sich ebenso ein Stelldichein wie Fantasie-Figuren aus einer künftigen Zeit.

Ein Mann mit nacktem Oberkörper und Bürstenschnitt empfängt die Besucher mit seinem Dudelsackspiel. Vor der Treppe, die in den Keller zu den Vampiren führt, steht eine Nonne. Ihr rinnt scheinbar Blut aus dem Mund. Mit Nägeln übersät ist der kahle Kopf eines Kerls in schwarzer Robe. Ein kleiner Junge überwindet die Scheu und lässt sich vor ihm fotografieren. Daneben steht ein lumpiger Typ, dessen Haare und Fingernägel aus Stroh sind. Sein augenloses, schrumpeliges Gesicht besteht aus schmutzigem Sackleinen. Aber er wirft Kindern Süßigkeiten zu.

Frauen in Ketten

Ein Schwerbewaffneter führt vier an Ketten gefesselte Frauen ab, deren Körper blutverschmiert sind. Ihre Bekleidung besteht nur noch aus Fetzen. Es geht zum Hinterhof des ehemaligen Zechengebäudes. In einer tief liegenden Garagenzufahrt hockt ein zweibeiniger Dinosaurier am Boden. Mit den typischen langsamen Bewegungen eines Reptils richtet er sich auf.

Ansonsten präsentiert sich der Hinterhof als militarisierte Zone. Ein Trupp preußischer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg hat ein Areal requiriert, lässt es mit Schlagbaum sichern. Das Wachhäuschen aber ist verwaist. Nur eine leere Bierflasche lehnt darin. Im Anschlag daran wird für die Rückkehr von Kaiser Wilhelm geworben.

Dackel mit kugelsicherer Weste

Das absurde Theater formiert sich zur Parade. Ein Gaukler kündigt sie an. Holger Hagemeyer vom Veranstalter philosophiert über das Absurde. „Im Rathaus“, sagt er, „erkennt man es erst hinter der normalen Fassade.“ Hier nicht. Aber jetzt muss er gehen und die Parade anführen.

Nun kommen sie alle zusammen: der Hightech-Kämpfer, der auch seinem Dackel eine kugelsichere Weste verpasst hat, die Frau, die sich mit einem abgerissenen Unterarm den Rücken kratzt. Weggenommen hat sie ihn einem Mann, dessen (lederner) Schädel von dicken Nähten zusammengehalten wird. Die Wikinger, die mittelalterlichen Ordenskrieger, die Bajonett-Träger aus dem Dreißigjährigen Krieg, die Nonne, die gefangenen Frauen, sie alle ziehen jetzt unter Dudelsackklängen über das Gelände.

Das Spaceritter Fantasy Festival im Theater an der Niebuhrg, Niebuhrstraße 61, geht am Samstag, 4. Oktober, von 13 bis 22 Uhr und Sonntag, 5. Oktober, von 11 bis 18 Uhr weiter.