Schüler, die begeistert und gespannt, in Richtung Lehrerpult schauen? Eher ungewöhnlich. „Ist ja wie Weihnachten“, sagt einer. Schnell ist klar: In den braunen Kartons lagern keine Schulbücher, Taschenrechner oder Geodreiecke. Die Schüler der Klasse 10A der Hauptschule Eisenheim bekommen 25 nagelneue Tablets. Geschenkt. Einfach so. Obwohl: nicht ganz.
„Wir wollten gezielt Schulen fördern, deren Besucher mit Lesen eher weniger am Hut haben“, sagt Andrea Schulte-Bockholt, Filialleiterin der Thalia-Buchhandlung an der Marktstraße. Für sie ist klar: Technik gehört zum Alltag der jungen Generation. Mit Smartphone und Tablet können sie mühelos umgehen. „Vielleicht“, so hofft sie, „kann die ihnen bekannte, ,coole’ Technik dazu beitragen, das ,uncoole’ Lesen für sich zu entdecken.“ Leon (16) springt direkt darauf an: „Mit Büchern habe ich null am Hut. Aber mit einem Tablet kann ich mir vorstellen, mehr zu lesen. Das ist eben anders.“
Der Förderansatz der Buchhandlung ist aller Ehren wert, doch verwundert es zunächst, warum ausgerechnet eine Hauptschule, die bekanntlich ein Auslaufmodell ist, noch einmal so intensiv unterstützt wird. 199 Euro kostet ein Exemplar. Verschenkt?
„Nein“, sagt Schulleiter Norbert Becker, „man muss bis zum Schluss diesen Schülern die gleichen Chancen bieten, wie denen anderer Schulformen.“ Außerdem, sagt er, seien die Geräte nicht verloren. Mit ihm würden die Tablets wandern, zu seiner nächsten Station, der Albert-Schweitzer-Schule.
„Für uns war das gar keine Frage“, sagt Schulte-Bockholt. Ein wesentlicher Grund für ihre Entscheidung war die Bekanntschaft mit Anneliese Dams, der Klassenlehrerin der 10A. „Sie ist schon lange Kundin bei uns, kauft viele Lern-Materialien und ist aufgeschlossen gegenüber neuen Medien“, sagt sie.
So kam eins zum anderen. Am Ende musste das Oberhausener Gebäudemanagement nur noch eine alte Telefonleitung anzapfen, um den Wlan-Anschluss zu ermöglichen.
Die Schüler der 10A und B können nun problemlos mit den Tablets E-Books und Lern-Apps nutzen oder in digitalen Lexika nachschlagen. „Da brauche ich nicht lange zu blättern, sondern kann schnell nachgucken, wenn ich etwas nicht verstehe“, sagt Xufe (16). Auf einer Austauschplattform werden zudem Arbeitsblätter hinterlegt, auf die alle zugreifen können.