Oberhausen. . Obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins weiter abgesenkt hat, zahlen Bankkunden in Oberhausen weiter bis zu 11,7 Prozent Überziehungszinsen. Einige Finanzinstitute haben dabei ihre Zinsen in den vergangenen Wochen gesenkt oder haben dies noch vor.
Oberhausener Bankkunden, die ihr Girokonto überziehen, werden kräftig zur Kasse gebeten: Sie müssen mit Überziehungszinsen von bis zu mehr als 11 Prozent rechnen. Von den vier größten Bankinstituten ist die Deutsche Bank mit aktuell 11,7 Prozent der Spitzenreiter. Die Stiftung Warentest schlägt in ihrem aktuellen Bericht Alarm, weil Dispozinsen auch weiterhin unverändert hoch bleiben, obwohl sich die Banken bei der Europäischen Zentralbank nahezu kostenlos Geld leihen können. „Ein fairer Zins müsste nach unserer Einschätzung deutlich unter zehn Prozent liegen“, sagt Stiftungs-Chef Hubertus Primus.
Nicht einmal jede dritte Bank antwortete
Die Stiftung Warentest hatte über 1500 Institute angeschrieben. Nicht einmal jede dritte Bank antwortete auf die Anfrage. Im Internet fanden die Prüfer bei weiteren 550 Betrieben die gesuchten Angaben.
Zu den restlichen gut 500 Banken schickte die Stiftung verdeckte Tester. Mitunter verweigerten die Angestellten am Tresen selbst bei einem Filialbesuch konkrete Angaben zu den Kosten des Dispos.
Die Commerzbank bietet ihren Kunden mit 11,4 Prozent den niedrigsten Dispozins an: „Im Vorjahr lagen wir mit 11,9 Prozent noch deutlich höher und die Überziehungszinsen werden weiter sinken“, so Commerzbank-Sprecher Dr. Matthias Kretschmer. Denn die EZB-Leitzinssenkung von Anfang September werden die Kunden künftig zu spüren bekommen: „Bei allen Girokonten wird der Dispozins ab dem 22. September auf 11,25 Prozent sinken und beim Premium-Konto von aktuell 9,4 auf 9,25 Prozent“, sagt der Sprecher. Kunden, die längerfristig im Minus sind, empfiehlt Kretschmer individuelle Kreditalternativen mit ihrem Finanzberater zu besprechen. „Außerdem wird der Dispo-Warnhinweis seit dem 22. August auf den Kontoauszügen angezeigt und beim Onlinebanking wird der Hinweis in der Finanzübersicht ab dem 9. Oktober erfolgen.“ Ergänzend dazu haben Commerzbank-Kunden über die Kontostand-App jederzeit die Möglichkeit, sich über ihre Finanzlage zu informieren. Auch die Volksbank Rhein-Ruhr verlangt mit 11,4 Prozent den niedrigsten Dispozins: „Das ist ein fairer Preis, zumal wir vor zwei Monaten die Extrazinsen für eine geduldete Überziehung abgeschafft haben“, so Yvonne Rettig, zuständig für den Bereich Unternehmenskommunikation. Zudem vermeldet auch die Volksbank zum Ende des Monats eine Senkung der Dispozinsen auf 11,3 Prozent.
Zinssenkung bei Deutscher Bank
Die Stadtsparkasse Oberhausen liegt mit einem Dispozins von 11,62 Prozent knapp über der Commerzbank und der Volksbank Rhein-Ruhr. „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich bei uns allerdings nichts geändert“, sagt Janine Verbeeten, Sprecherin der Stadtsparkasse. Sie verweist darauf, dass Dispo-Kredite nie als Dauerkreditangebot vorgesehen sind: „Sie sollen den Kunden als komfortable Möglichkeit dienen, sich zur Überbrückung und für kurze Zeiträume Liquidität und Flexibilität zu verschaffen.“ Neben Kundenberatern, die über günstigere und andere Kreditmöglichkeiten informieren, gibt es seit diesem Jahr auch den so genannten Kontowecker: „Kunden können über diesen neuen Service automatisch Mitteilungen, beispielsweise bei Inanspruchnahme des Dispositionskredites, bekommen.“
Die Deutsche Bank ist mit Überziehungszinsen von bis zu 11,7 Prozent Spitzenreiterin der größten Finanzinstitute in Oberhausen. Pressesprecherin Christiane Lorch dazu: „Wir haben allerdings schon zum 15. September die Dispozinsen von ursprünglich 11,8 Prozent gesenkt.“ Der Zinssatz werde für jeden Kunden individuell ermittelt: „Dieser ist beispielsweise abhängig vom Umfang und der Dauer der jeweiligen Gesamtkundenverbindung.“ Alle vier Bankinstitute gaben auf NRZ-Anfrage keine Zahlen heraus, wie viele ihrer Bankkunden ihr Girokonto jährlich überziehen.