Oberhausen. . Oberhausens älteste Straßenbahn lud am Sonntag zum Mitfahren ein. Das historische Gefährt ließ sogar Jugendliche von ihren Smartphones aufblicken.

Der Klang einer Drehorgel lässt aufhorchen. In der Nähe stehen Männer, die schwarze Zylinder tragen und von Frauen in Kleidern mit aufgepolsterten Gesäßen und hochgerafften Röcken begleitet werden. Zwei Herren in den blau-roten Uniformen des Deutschen Heeres stehen mit Pickelhauben unter dem Arm an der Straßenbahnhaltestelle Neumarkt in Sterkrade. Hintergrund dieser Zusammenkunft der Zeitreisenden war am Sonntag die Geburtstagsfeier des Triebwagens No. 25, eines restaurierten Straßenbahnwagens aus dem Jahr 1899.

Glückliche Oberhausener konnten Karten für eine Nostalgie-Rundfahrt im Tw 25 und einem jüngeren Modell, dem Tw 144 aus dem Jahr 1921, zum Oberhausener Hauptbahnhof und zurück gewinnen.

Mit Blumen geschmückte Jubiläumsbahn

Da rollen die beiden Triebwagen heran, angeführt von der mit Blumen geschmückten Jubiläumsbahn. Auf den Seiten prangt das Oberhausener Stadtwappen. Schaffner in schwarzen Uniformen bitten die Fahrgäste einzusteigen. Im Innenraum sitzt man sich auf zwei hellen Holzbänken gegenüber, Schilder weisen auf Rauchverbot und die 18 Sitzplätze hin. Auffällig sind auch die blank polierten Haltestangen aus Messing und die reich verzierten Deckenleuchten.

Ruckelnd setzt sich der Tw 25 in Bewegung . In den Kurven wackelt es schon etwas bedrohlich, die Gleise kreischen, es ist laut, an Steigungen muss die Bahn spürbar kämpfen und jede Unebenheit der Schienen wandert über die Räder und durch den Sitz bis in den Körper. Man mag es kaum glauben, doch das historische Gefährt schafft es sogar, dass Jugendliche von ihren Smartphones aufblicken und ihm hinterherschauen. Immer wieder muss die Bahn anhalten, der Schaffner aussteigen und die Ampeln manuell umschalten. Auch der Fahrer muss sichtlich arbeiten, um die Straßenbahn in Gang zu setzen. „Im Vergleich zu heutigen Bahnen ist es ein sehr manuelles Fahren“, sagt er. „Mit ‚Knöpfe drücken’ ist da nicht viel.“ Nach 40 Minuten Fahrt erreicht die Bahn wieder die Endhaltestelle in Sterkrade.

Als Fahrgast mit dabei ist auch die 61-jährige Oberhausenerin Gisela Schmitt. Ihre Mutter war Schaffnerin, ihr Vater Gleisbauarbeiter: „Ich habe mich an meine Kindheit zurückerinnert gefühlt“, erzählt sie. „In den 60ern bin ich oft mit meiner Mutter gefahren. Ich durfte mich auch auf den freien Fahrersitz setzen. Das war was Besonderes. Ich weiß noch, dass es immer so schwierig war, die Türen zu öffnen. Heute ist das zum Glück anders.“ Sie würde sich wünschen, dass die alten Straßenbahnen in Zukunft wieder öfter fahren. „Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis.“

Mit einem Glockenbimmeln verabschieden sich der Tw 25 und der Tw 144 in den wohlverdienten Feierabend.