Es riecht nach Farbe in der untersten Etage des Bunkers am Ebertplatz. Ludger Decker und Heiner Dehorn tragen Polo-Shirts. Wenn sie normalerweise in Sachen Brauchtum unterwegs sind, ist ihre Garderobe langärmelig. Und ihren Kopf bedeckt eine Kappe. Karnevalisten sind im Einsatz, wenn der Wetterbericht Eis und Schnee meldet. Karnevalszeit ist Winterzeit.

Oder eben auch nicht. Denn seit Anfang des Jahres nimmt ein Projekt Formen an, welches das Brauchtum auch für die restliche Jahreszeit präsent halten soll. Beide Karnevalsfunktionäre basteln in den letzten Zügen am Karnevalsmuseum, das voraussichtlich im November, passend zum Start in die Session, im Bunker eröffnet wird.

120 Quadratmeter sind gestaltet

„Wir sind schon weit“, sagt Ludger Decker. „Die Vitrinen sind komplett gestaltet. Die Glasfront fehlt noch, aber jetzt, nach den Sommerferien, werden schon die Exponate eingeräumt.“ Und Heiner Dehorn ergänzt: „Das Museum muss Schritt für Schritt wachsen. Aber wir liegen gut im Zeitplan.“ Decker ist Vize-Präsident des karnevalistischen Dachverbandes und 1.Vorsitzender des erst im Januar gegründeten Museumsvereins. Dehorn wiederum wirkt als Präsident im Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval und hat im Förderverein des Museums den 2.Vorsitz inne.

Wie entstand die Idee? „Viele Uniformen, Orden und Foto-Dokumente befinden sich in losen Privatsammlungen“, sagt Heiner Dehorn. „Die Gefahr, dass diese plötzlich unwiderruflich auf dem Müll landen, ist groß.“ Im Karnevalsmuseum sollen die Schätze der 18 Oberhausener Vereine der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ohne Eintritt, dafür mit reichlich Platz zum Vorzeigen. 120 Quadratmeter sind schon gestaltet, 30 fehlen noch. Die Vitrinen sind versetzt angeordnet und beinhalten im Bodenbereich einen abschließbaren Stauraum. Dehorn: „Es soll auch nach was aussehen!“

Neben der puren Museumsfläche soll ein Multifunktionsraum entstehen, der als Kino genutzt werden kann. Dehorn: „Dort könnte man rare Amateur-Videoaufnahmen von Karnevalszügen zeigen.“ Diese könnten dann nicht nur vor Augen führen, wie sich die Karnevalswagen und das Stadtbild im Laufe der Jahrzehnte verändert haben.

Neben dem noch zu schaffenden Kinoraum existiert bereits ein Archiv- und Techniktrakt, der als abschließbarer Stauraum der Vereine und als Logistikzentrale dienen soll. Ein Internetanschluss besteht bereits, über ein für Gäste nutzbares WLAN-Netz wird nachgedacht. Die Öffnungszeiten werden noch abgestimmt, sobald ein ehrenamtlicher Archivar für die Ausstellung ausgewählt ist.

Der Museumsverein ist eigenständig und nicht dem Hauptausschuss angegliedert. Decker: „Wir suchen für den Museumsverein noch Fördermitglieder.“ Wie viele Gesellschaften letztlich mitmachen, soll sich mit der Zeit klären. Neben Zustimmung gab es unter den Karnevalsvereinen wegen der Kosten auch skeptische Stimmen.

Vorbehalte möchte Heiner Dehorn entkräften: „Ein mögliches Risiko beim Betrieb des Museums trägt nicht der Hauptausschuss, sondern der Museumsverein.“